Erdhörnchen verwenden Infrarot zum Schutz vor Klapperschlangen

Erwärmter Schwanz als Warnung für die Angreifer

Angesichts einer angriffsbereiten Klapperschlange erstarrt so manches Opfer vor Angst. Nicht so die kalifornischen Erdhörnchen: Sie erhitzen ihren Schwanz, um die Schlange davor zu warnen, dass sie sich nicht kampflos geschlagen geben. Zum ersten Mal konnte nachgewiesen werden, dass die Nager ein Signal bewusst verwenden, nämlich eine Infrarot-Ausstrahlung oder Hitze, erklärt Aaron Rundus von der Universität Kalifornien in Davis, der die Entdeckung bei dem jährlichen Treffen der Gesellschaft für das Verhalten von Tieren in Oaxaca, Mexiko vorgestellt hat. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Klapperschlangen sind eine ständige Bedrohung für die Erdhörnchen, wobei sie oft Jungtiere erbeuten, die von der Familie getrennt sind. Diese Bedrohung hat aggressive Patt-Situationen zwischen Schlangen und erwachsenen Erdhörnchen zur Folge, bei denen die Nager Sand schleudern und ihren Schwanz schwingen, um den Feind zur Aufgabe zu bewegen. Die Schlangen jagen, indem sie die Körperwärme ihrer Opfer aufspüren, wobei sie sensible Strukturen im Gesicht verwenden. Die neue Entdeckung zeigt, dass sich die Erdhörnchen diese Sensibilität zunutze machen, indem sie ihre Nachricht in eine Sprache verpacken, die die Schlangen verstehen.

Rundus hat Erdhörnchen aus der Wildnis in einen Käfig mit einer Klapperschlange gegeben und die Begegnung mit einer Infrarot-Kamera gefilmt. Als das Erdhörnchen seinen Schwanz drohend vor und zurück peitschte, wurde der Fortsatz wärmer. Die Nager erreichen den Effekt, indem sie das Schwanzfell aufstellen und mehr Haut zeigen, und wahrscheinlich auch durch die Erweiterung von Blutgefäßen im Bereich der Oberfläche des Schwanzes, erklärte Rundus auf dem Treffen. Bemerkenswert ist das Ausbleiben einer Erhitzung des Schwanzes im Käfig mit anderen Schlangen, die kein solches Organ zur Aufspürung von Hitze haben. Das bedeutet, dass die Hörnchen verschiedene Feinde unterscheiden können und dementsprechend reagieren. Laut Jim Hare, der Erdhörnchen an der Universität von Manitoba in Winnipeg, Kanada, studiert, reagieren die Tiere außerdem unterschiedlich auf die verschiedenen Angreifer, wenn sie ihren Artgenossen Warnrufe zukommen lassen.

Das Hitzesignal könnte die Aufmerksamkeit der Schlangen von den Jungtieren ablenken, vermutet Rundus, oder einfach als Indikator für die Anwesenheit eines erwachsenen Tieres dienen. Trotzdem sind die Erdhörnchen nicht übereifrig. Obwohl Klapperschlangen selten erwachsene Erdhörnchen verspeisen, könnte ein Kampf leicht zum Tod oder zu schweren Verletzungen führen.

Media Contact

Marietta Gross pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.nature.com

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer