Startschuss für »Kfz-Service-Engineering 2020«

Mehr Technik und Komfort haben ihre Schattenseiten: Elektronische Baugruppen verursachen inzwischen mehr als die Hälfte aller Autopannen. Jedes Jahr fallen allein in Oberfranken 21 000 Luftmassenmesser, 15 000 Turbolader und 10 000 Motorsteuergeräte aus.

Ziel des Projekts »Kfz-Service-Engineering 2020« ist es, technische Serviceprozesse einschließlich von Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten für elektronische Baugruppen im Auto neu- und weiterzuentwickeln. Den Startschuss für die Projekthauptphase gab der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil am 1. August 2012 in Bayreuth.

»Mit 462 000 Mitarbeitern arbeiten im Kfz-Handwerk in Deutschland mehr Menschen als in der Autoindustrie«, macht HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller deutlich. Neue Modellvarianten, technische Komplexität und mehr Elektronik im Fahrzeug erfordern immer neue Serviceprozesse und Diagnosetechniken – in der Ein-Mann-Autowerkstatt genauso wie in den freien Werkstätten oder im großen Marken-Autohaus. Das Projekt soll helfen, die Diagnose- und Reparaturkompetenz des Handwerks zu stärken und bestehende Reparaturpotenziale voll auszuschöpfen.

Für die Projekthauptphase werden zehn Servicebereiche ausgewählt und bis hin zur endgültigen Anwendung durch die Kfz-Betriebe weiterentwickelt. Das Einzigartige am Projekt ist nach Koller seine institutionelle Dimension. Neue Service-Engineering-Prozesse benötigen Forschung und Wissenschaft und müssen praktisch umsetzbar sein. Diese Kriterien werden durch die Zusammenarbeit der drei Projekt partner ideal erfüllt.

In der Vorphase wurde mithilfe einer umfassenden Bestandsaufnahme der aktuellen Service- und Schadensfälle in Oberfranken ermittelt, wo der größte Handlungsbedarf liegt. Ausgewertet wurde dafür die ADAC-Pannenstatistik mit 3,9 Millionen Servicefällen. Außerdem wurden alle 1200 Kfz- Betriebe in Oberfranken und auch Autobesitzer und Werkstattmitarbeiter befragt. Die wichtigsten Ergebnisse:

Zwei Drittel aller Pannen passieren bei Autos, die älter als 5 Jahre sind. Die Zahl ist dabei je nach Automarke verschieden und reicht von 10 bis 70 Schadensfälle pro 1000 Autos und Jahr. Probleme macht besonders die Elektronik älterer Autos, so Prof. Rolf Steinhilper, Leiter der Fraunhofer-Projektgruppe für Prozessinnovation und Inhaber des Lehrstuhls für umweltgerechte Produktionstechnik an der Universität Bayreuth:

»Der Innovationszyklus bei der Elektronik beträgt ein bis drei Jahre. Um ein sechs Jahre altes Automobil instand zu setzen, ist Elektronik notwendig, die oft schon bis zu sechs Generationen veraltet ist. Ersatzteile hierfür sind kostspielig, knapp oder schon nicht mehr verfügbar. Eine technische Modernisierung, also der Ersatz der alten Elektronikkomponenten durch Neuentwicklungen, ist bislang kaum möglich.« Oft müssen ganze Baugruppen ausgetauscht werden, obwohl nur ein Teil defekt ist. Der Grund hierfür sind Probleme bei der Fehlerdiagnose und fehlende Reparatur- und Austauschmöglichkeiten.

Weitere Ansprechpartner
Prof. Dr.-Ing. Rolf Steinhilper | Telefon +49 921 55-7301 | manfred.rolf.steinhilper@ipa.fraunhofer.de | Fraunhofer-Institut für

Produktionstechnik und Automatisierung IPA | www.ipa.fraunhofer.de

Media Contact

Jörg-Dieter Walz Fraunhofer Mediendienst

Weitere Informationen:

http://www.ipa.fraunhofer.de

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Die wissenschaftliche Automobilforschung untersucht Bereiche des Automobilbaues inklusive Kfz-Teile und -Zubehör als auch die Umweltrelevanz und Sicherheit der Produkte und Produktionsanlagen sowie Produktionsprozesse.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automobil-Brennstoffzellen, Hybridtechnik, energiesparende Automobile, Russpartikelfilter, Motortechnik, Bremstechnik, Fahrsicherheit und Assistenzsysteme.

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