Textilbeton: leicht, flexibel, haltbar

Filigran, aber stabil: Forscher der Technischen Universität Dresden bauen in Kooperation mit verschiedenen Bauunternehmen Brücken aus Textilbeton, die Wandstärken von lediglich drei Zentimetern haben. Nachdem die erste Brücke auf der sächsischen Landesgartenschau 2006 in Oschatz vorgestellt wurde, arbeiten die Ingenieurwissenschaftler jetzt an einem Auftrag für die Stadt Kempten im Allgäu. Die circa 16 Meter lange Geh- und Radwegbrücke über die Rottach soll im Mai 2007 fertiggestellt werden. Mit einem Gewicht von 11,8 Tonnen wird sie um zwei Drittel leichter sein als ein vergleichbares Bauwerk aus Stahlbeton.

Beton ist ein Material, das zwar sehr gut Druck-, aber weniger gut Zugkräften standhält, weshalb es üblicherweise mit Stahl verstärkt werden muss. Damit der Stahl nicht rostet, wird er wiederum mit einer dicken Schutzschicht aus Beton umgeben. Bauteile aus Stahlbeton haben deswegen eine Mindestdicke von zehn Zentimetern; in der Regel sind sie wesentlich massiver. Neue Technologien ermöglichen inzwischen jedoch den Einsatz alternativer Verstärkungen: Anstelle von Stahl lassen sich beispielsweise textile Bewehrungen aus Hochleistungsfasern einsetzen. Schutzschichten sind nicht notwendig, da die Fasern nicht korrosionsanfällig sind. Auf diese Weise entsteht ein Verbundwerkstoff, mit dem sich wesentlich leichter und flexibler bauen lässt.

„Wir verwenden Strukturen aus Glas- oder Carbonfasern, um den Beton zu beweh-ren“, erklärt Dr. Frank Jesse vom Institut für Massivbau der Universität Dresden. „Damit wird der Werkstoff resistenter und hat eine deutlich höhere Festigkeit. Außerdem kann er in jede beliebige Form gegossen werden.“ Ein wichtiger Anwendungsbereich ist die Sanierung bestehender Bauwerke: So wurde mit Unterstützung der Dresdner Wissenschaftler das schadhafte Dach des großen Hörsaalgebäudes der Fachhochschule Schweinfurt mit Textilbeton verstärkt. Zu den aktuellen Projekten gehört auch der Einsatz von Textilbeton bei der Herstellung von Abwasserrohren.

Kontakt:
Dr.-Ing. Frank Jesse
Technische Universität Dresden
Institut für Massivbau
01062 Dresden
Tel: 0351 – 463 33745
E-Mail: frank.jesse@tu-dresden.de
Als vielfältigste Wissensregion im Osten Deutschlands verfügt Dresden über eine Infrastruktur von zehn Hochschulen, drei Max-Planck-, vier Leibniz- und elf Fraunhofer-Instituten. Hinzu kommen zahlreiche Transfereinrichtungen, Netzwerke, Kompetenzzentren sowie forschende Unternehmen. Mit der Reihe „Aktuelles aus der Forschung“ möchte das Netzwerk Dresden- „Stadt der Wissenschaften“ herausragende Projekte aus den Dresdner Wissenschaftseinrichtungen vorstellen und Ansprechpartner für die weitere Recherche bieten.

Media Contact

Susann Pfeiffer idw

Weitere Informationen:

http://www.dresden-wissenschaft.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Architektur Bauwesen

Die zukunftsorientierte Gestaltung unseres Wohn- und Lebensraumes erhält eine immer größer werdende Bedeutung. Die weltweite Forschung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Nachhaltiges Bauen, innovative Baumaterialien, Bautenschutz, Geotechnik, Gebäudetechnik, Städtebau, Denkmalschutz, Bausoftware und Künstliche Intelligenz im Bauwesen.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer