Ein Maisgen vervielfacht das Potenzial anderer Energiepflanzen

Ein Gen aus Mais kann das Potenzial anderer Energiepflanzen vervielfachen, wenn es dorthin transferiert wird. Das berichten Forscher im Fachmagazin „PNAS“. Die Wissenschaftler hatten das Maisgen Corngrass1 (Cg1) in verschiedene Pflanzen übertragen, überexprimiert so das dieses verstärkt abgelesen wird und dann deren Zuckergehalt analysiert.

Zu den Versuchspflanzen zählte auch die Rutenhirse, die in den USA zur Ethanolgewinnung genutzt wird. Diese im englischen „Switchgrass“ genannte Pflanze zählt zu den Hoffnungsträgern der Bioenergiewirtschaft. Als quasi Wildpflanze wird sie seit einigen Jahren für den Feldanbau fit gemacht. Einer ihrer großen Vorteile ist, dass Rutenhirse in keiner direkten Konkurrenz zu Nahrungspflanzen steht. Die Blätter der Pflanzen, die Cg1 exprimierten, ähnelten strukturell und chemisch jungen Blättern, wodurch sie leichter in einfache Zucker wie Glukose zersetzt werden können, aus denen Ethanol produziert wird. Dieser Effekt wird von einer microRNA erzeugt, für die Cg1 kodiert, und ist entscheidend für die Ethanolgewinnung: Normalerweise sind die dazu genutzten Zucker in Form von Polysacchariden im Lignin ausgereifter Zellwände gebunden und so nicht bequem in Einfachzucker zu zerlegen.

Zudem wuchsen Pflanzen mit Cg1 verzweigter und produzierten verglichen mit Exemplaren ohne Cg1 250 Prozent mehr Stärke in ihren Stängeln. Aus der Stärke konnten die Forscher ohne teure und energieintensive vorherige Behandlung des Pflanzengewebes Glukose erzeugen.

Auch führte das Cg1-Gen dazu, dass die Rutenhirse keine Blüten ausbildete. Dadurch spart die Pflanze Ressourcen, die sie normalerweise für Blüte und Frucht aufwendet. Diese Ressourcen kann die Rutenhirse in zusätzliche Stärke umsetzen. Zudem hat das Ausbleiben der Blüte noch einen praktischen Nebeneffekt: Ein unbeabsichtigtes Auskreuzen des Transgens in Wildpopulationen ist ausgeschlossen. Weshalb Cg1 die Blüte unterdrückt, konnten die Forscher bislang noch nicht klären – zumal das Phänomen weder bei Mais, Reis noch Ackerschmalwand auftrat.

Rutenhirse mit Cg1-Gen wäre demnach ein verbesserter Ausgangsstoff für die Ethanolherstellung, so das Fazit der Autoren. Und nicht nur die Rutenhirse: Das Maisgen sollte sich mit vergleichbarem Effekt auch auf andere Energiepflanzen übertragen lassen, spekulieren die Forscher. Natürlicherweise komme Cg1 nämlich nur in Grasarten vor.

Rutenhirse erzeugt nach Berechnung des US-Landwirtschaftsministeriums das Fünffache an Energie in Form von Ethanol, wie für den Anbau erforderlich ist. Zudem ist die mehrjährige Pflanze hinsichtlich des Bodens recht anspruchslos und steht als reine Energiepflanze nicht in Nutzungskonkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion.

Quelle:
George S. Chucka et al. (2011) Overexpression of the maize Corngrass1 microRNA prevents flowering, improves digestibility, and increases starch content of switchgrass; PNAS (Early Edition)

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer