Wegweisende Arbeiten aus der Radioonkologie ausgezeichnet

Am 9. Mai 2013 ehrt die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) auf ihrem 19. Kongress in Berlin insgesamt acht Preisträger für ihre wissenschaftlichen Forschungen. Allen prämierten Arbeiten ist gemeinsam, dass sie aktuelle Behandlungsmethoden produktiv erweitern und optimieren oder Ausblicke auf eine effektive Behandlung von morgen geben.

Unter den DEGRO-Auszeichnungen ist der Alfred-Breit-Preis 2013, den Professor Dr. habil. Dr. med. Michael Flentje, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Würzburg für sein Lebenswerk und seine herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der multimodalen Tumortherapie und der Hochpräzisions-Strahlentherapie erhält.

Das Tumor-Mikromilieu und die DNA-Reparatur sind Forschungsschwerpunkte des Strahlentherapeuten Dr. med. Dr. (Dphil.) Emmanouil Fokas aus Frankfurt. Ihn interessiert die Frage, wie man die therapeutischen Möglichkeiten im Kampf gegen Krebs verbessern kann. Sein Ansatz ist es, neue Krebsmedikamente, die zielgerichtet und selektiv ihre heilende Kraft freisetzen, sogenannte „targeted drugs“, mit einer ebenfalls zielgerichteten Strahlentherapie zu kombinieren. Für seine Forschungen erhält er den Holthusen-Preis.

Neue Techniken der Bestrahlung in Kombination mit moderner Bildgebung erforscht PD Dr. sc. hum. Hansjoerg Wertz von der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie – Medizinische Physik aus Mannheim. Ausgehend von der Annahme, dass ein Planungs-CT, das die Grundlage für die Bestrahlungsplanung bildet, letztendlich „nur“ eine Momentaufnahme der inneren Anatomie eines Patienten und seiner anatomischen Strukturen ist, untersucht er neue Konzepte zur bildgestützten adaptiven Strahlentherapie und Bildgebungsverfahren, die in unmittelbarer räumlicher und zeitlicher Nähe zur eigentlichen Bestrahlung anwendbar sind und damit eine zielgerichtete Bestrahlung und korrekte bildgestützte Patientenpositionierung überhaupt erst ermöglichen. Er und seine Gruppe entwickelten unter anderem ein neues CT-Verfahren direkt am Bestrahlungsgerät für eine beschleunigte Volumenbildgebung zur genauen Patientenpositionierung. Nach Einführung in die klinische Routine kann es grundlegend die Applikation der bildgestützten Strahlentherapie insbesondere bei Patienten mit atembeweglichen Zielen verbessern. Die DEGRO zeichnet den Medizinphysik-Experten ebenfalls mit dem Holthusen-Preis aus.

Strahlentherapie kann auch bei gutartigen Tumoren zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Für seine Studien zur Wirksamkeit der Strahlentherapie beim schmerzhaften Fersensporn ehrt die DEGRO Professor Dr. med. Marcus Niewald, Leitender Oberarzt und ständiger stellv. Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg Saar mit dem Günther-von-Pannewitz-Preis.

In Deutschland leiden schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern, einer anhaltenden Herzrhythmusstörung, die zum Schlaganfall führen kann. Wenn Medikamente nicht helfen, kann eine sogenannte Katheterablation helfen, die Reizstörungen im Herzen in den Griff zu bekommen. Dabei wird entweder das Gewebe, das die falschen elektrischen Impulse sendet, ausgeschaltet oder aber es werden gezielt Narben im Herzen verursacht, die die Weiterleitung der falschen Impulse unterbrechen. Diese minimal-invasive Methode funktioniert jedoch nicht bei allen Patienten, vor allem nicht, wenn diese älter als 75 Jahre alt sind. Dr. Oliver Blanck, Koordinator Forschung und Entwicklung am CyberKnife Zentrum Norddeutschland in Güstrow und Mitarbeiter an der Klinik für Strahlentherapie Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck testete eine nicht-invasive Methode im Tierversuch. Die Verödungsnarben auf der Herzinnenseite erzeugt er mittels Bestrahlung. In der Studie konnte zudem die niedrigste effektive Dosis ermittelt werden, bei der Nachbarorgane möglichst keine Schäden erhalten. Für diese Forschungsarbeit zur Radiochirurgie erhält der Medizinphysik-Experte aus Güstrow den DEGRO-Innovationspreis.

Für ihre im Rahmen der Doktorarbeit am Universitätsklinikum Mannheim durchgeführten Untersuchungen zur Verkleinerung des Bestrahlungsfeldes beim Hodgkin-Lymphom erhält Dr. med. Julia Köck den DEGRO-Dissertationspreis. Die Heilungsquoten beim Hodgkin-Lymphom, einem bösartigen Tumor des Lymphsystems, sind heutzutage gut. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bis zu 90 Prozent. Ansatz der Untersuchung war es, ein „Bestrahlungsdesign“ zu entwickeln, das mögliche Spätfolgen der Therapie möglichst reduziert. Das kleinere Bestrahlungsfeld und die Verwendung von verschiedenen Bestrahlungsrichtungen zeigt, dass die Risikoorgane Herz, Lunge und Brust deutlich geschont werden können.

Wenn bei der kombinierten Strahlen- und Chemotherapie von Kopf-Hals-Tumoren im Tumorgewebe Sauerstoffmangel herrscht, schlägt die Therapie nicht so gut an und die Prognose für den Patienten ist schlechter. Wie eine Hypoxie, also eine Sauerstoffminderversorgung, sichtbar gemacht und dieser Bereich durch eine höhere Strahlendosis therapiert werden kann, untersuchte Dr. med. Sabine Anna Bucher vom Universitätsklinikum Freiburg in ihrer Doktorarbeit, für die sie ebenfalls den Dissertationspreis erhält.

Zusammen mit der Accuray GmbH Heidelberg vergibt die DEGRO den „Preis zur Hochpräzisions-Strahlentherapie 2013“. Preisträger ist Markus Dahlke, Medizinphysiker an der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck. Der Medizinphysikexperte hat ein online-Gating-System für die Bestrahlung des malignen Aderhautmelanoms entwickelt. Dieses ist der häufigste primäre Tumor des Auges, bei dem sich die stereotaktische Bestrahlung als beste Behandlungsmethode etabliert hat. Dabei ist sehr wichtig, dass der Patient exakt gelagert wird und seine Augenstellung sich nicht verändert. Ein von Dahlke entwickeltes Computerprogramm erfasst die Augenbewegung, berechnet die Abweichung der Augenlage und unterbricht gegebenenfalls auch die Bestrahlung.
Zur Strahlentherapie:
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Terminhinweis:
19. DEGRO-Kongress vom 9. bis 12. Mai 2013 in Berlin
Die DEGRO-Preise werden am 9. Mai 2013 im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des 19. DEGRO-Kongresses verliehen.
Termin: Donnerstag, 9. Mai 2013, 17.45 bis 20.00 Uhr
Ort: Estrel Hotel & Convention Center (ECC), Saal C, Sonnenallee 225, 12057 Berlin.
Kongress-Homepage: http://www.degro.org/degro2013/

Kontakt für Journalisten:
Dagmar Arnold
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.
Pressestelle
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931656-380
E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
Internet: http://www.degro.org

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http://www.degro.org/degro2013/

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