Ernst-Pelz-Preis und Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe 2006 verliehen
Im Rahmen des 15. C.A.R.M.E.N-Symposiums fanden sich am 2. Juli 2007 im historischen Rathaussaal der Stadt Straubing annähernd 230 Gäste zum Staatsempfang mit Preisverleihung durch den Bayerischen Staatsminister für Landwirtschaft und Forsten, Josef Miller, ein.
Zunächst ging Miller in seinem Festvortrag auf die Besteuerung von Biokraftstoffen ein. Er betonte die Dringlichkeit einer Korrektur des eingeschlagenen Weges, auch um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Biodieselhersteller zu stärken. Außerdem sei der Einsatz von Biokraftstoffen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.
Anschließend verlieh Staatsminister Miller den Ernst-Pelz-Preis und den Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe des Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten. Beide Preise sind mit je 10.000 Euro dotiert.
Franz Vielhuber erhält Ernst-Pelz-Preis 2006 Der Ernst-Pelz-Preis wurde von Peter Pelz zur Erinnerung an seinen Vater gestiftet. Der Preis ehrt nach der Satzung “Persönlichkeiten, die sich durch Inkaufnahme wirtschaftlicher Risiken oder durch überragendes persönliches Engagement bei der Förderung heimischer nachwachsender Rohstoffe hervortaten und sich freiheitlich-humanen Grundwerten verpflichtet fühlen.”
Den Ernst-Pelz-Preis 2006 erhielt Franz Vielhuber aus Polling. Er war fast 33 Jahre beim Bayerischen Bauernverband tätig und hat als einer der Ersten das Potenzial Nachwachsender Rohstoffe erkannt. Vielhuber leistete die notwendige Überzeugungsarbeit und trug wesentlich zum Siegeszug der
Nachwachsenden Rohstoffe bei, so der Minister in seiner Laudatio. Auch Peter Pelz, der den Preis alljährlich stiftet, fühlte sich geehrt, eine so verdiente und engagierte Persönlichkeit ehren zu dürfen.
In seiner Erwiderung zeigte Vielhuber große Freude über die Auszeichnung und stellte einen Teil seines Preises der Stiftung Nachwachsende Rohstoffe zur Förderung von Forschungsprojekten zur Verfügung.
Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe 2006 für Biokraftstoff-Engagement Der Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe des Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten wurde geschaffen, um wegweisende Produkte oder Produktgruppen hervorzuheben und wird Unternehmen oder Personen verliehen, die sich um Innovationen verdient gemacht haben.
Der Förderpreis des Landwirtschaftsministeriums ging jeweils zur Hälfte an die Campa AG mit Sitz in Ochsenfurt und die Straubinger Bio-Ethanol-Initiative. Für die Campa nahm Vorstand Moritz Gaede, für die Ethanol-Initiative Ludwig Augenstein den Preis entgegen.
Die Campa AG ist ein innovatives Pionierunternehmen der jungen Biokraftstoffindustrie, das bereits 2000 die Biodieselanlage in Ochsenfurt mit einer Produktionskapazität von 75.000 t pro Jahr in Betrieb genommen hat. 2005 wurde die Anlagenkapazität verdoppelt. 2006 wurde die Campa AG Holding gegründet und mit dem Baubeginn der Ölmühle und der zweiten Biodieselanlage in Straubing begonnen.
So können im Endausbau 450.000 t Biodiesel pro Jahr erzeugt werden. Preisträger Gaede kündigte in seiner Erwiderung an, das Preisgeld einem Diplomanden zur Verfügung zu stellen, der sich mit der Verwertung des Biodieselnebenproduktes Glyzerin beschäftigen wird.
Den zweiten Teil des Förderpreises erhielten die acht Mitglieder der Straubinger Bio-Ethanol- Initiative. Mit dem Ziel, die Markteinführung von Bio-Ethanol als Kraftstoff in der Region Straubing voran zu bringen, wurde die Initiative im Dezember 2005 ins Leben gerufen.
Deutschlandweit konnte man damals die Ethanol-Tankmöglichkeiten noch an den Händen abzählen, obwohl es mit den Ford-Werken bereits einen Hersteller von ethanoltauglichen Serienfahrzeugen für den deutschen Markt gab.
Dass Ethanol, der “Kraftstoff vom Acker” insbesondere in einer so landwirtschaftlich geprägten Region wie dem Gäuboden, unbedingt angeboten werden sollte, darin waren sich alle Beteiligten einig.
Die Frage, die sich jedoch stellte, war: “Wie gehen wir das Henne-Ei-Problem an?” Denn wer eine Ethanol-Tankstelle eröffnet, benötigt Kunden, deren Fahrzeuge den Kraftstoff verbrauchen und wer ethanoltaugliche Fahrzeuge anbietet, muss auch regionale Tankmöglichkeiten vorweisen.
In Straubing fanden sich Akteure, die erfolgreich nach Lösungen suchten und bei der Markteinführung von E85 schnell vorankamen. Ohne das besondere Engagement der folgenden Personen wäre dies aber nicht möglich gewesen:
Herr Ludwig Augenstein, Diermeier Mineralöle:
Wenn es um Kraftstoffe geht, darf Herr Augenstein sicherlich als Mann der ersten Stunde gelten. Schon seit über einem Jahrzehnt betreibt er gewerblich die Markteinführung von Biodiesel. Ein Indiz dafür, dass der Begriff “Mineralölhändler” für ihn nicht ganz zutreffend ist. Auch die Alkoholkraftstoffe stießen bei ihm frühzeitig auf Interesse, so dass schon Anfang 2005 ein erstes Beratungsgespräch zu E85 (dem an Tankstellen verfügbaren Kraftstoff aus 85 Prozent Ethanol und 15 Prozent Benzin) bei C.A.R.M.E.N. stattfand.
Herr Augenstein brachte die Initiative ins Rollen. Er stellte unverzichtbare Kontakte her und fand mit der Tankstelle “Reinholz” in Straubing-Ittling eine Möglichkeit, den Kraftstoff in der Region verfügbar zu machen. Weitere Tankstellen folgten in Schwandorf und Deggendorf.
Durch intensive Zusammenarbeit mit den Behörden, dem TÜV Regensburg und dem Planer von Tank- und Waschanlagen, Ludwig Röhrer aus Schwandorf, konnte dieses “Neuland” erfolgreich beschritten werden. So erfolgreich, dass für die Umwidmung von Zapfsäulen auf E85 inzwischen ein “Leitfaden” existiert.
Damit nicht genug, schaffte Herr Augenstein als einer der ersten im Landkreis auch eine ethanoltaugliche Fahrzeugflotte an.
Was für Herrn Augenstein die Kraftstoffe, ist für einen weiteren Akteur die damit verbundene Technik, denn zu einer Tankstelle gehören Fahrzeuge.
Herr Willi Schneider, Autohaus und Tankstelle Reinholz:
Da konventionelle Benzinfahrzeuge nicht ohne weiteres E85 tanken können, ist eine kompetente Beratung vor Ort unerlässlich. Mit seiner ruhigen, fachlich versierten Art erwies sich Herr Schneider seit Beginn als kompetenter Ansprechpartner für die unzähligen Fragen. Mittlerweile werden die ersten fünf in Straubing umgerüstete Fahrzeuge mit E85 betankt, ebenso wie über ein Dutzend FFV-Modelle.
Das Engagement von Herrn Schneider resultiert in einer hohen Kundenzufriedenheit. Es trug dazu bei, dass die E85-Zapfsäule Straubing-Ittling schnell im wirtschaftlichen Bereich betrieben werden konnte und in dieser Form bayernweit ihresgleichen sucht. Erste Anfragen von Firmenflotten zur Umrüstung vorhandener Fuhrparks zeigen ebenfalls: “Das Straubinger Konzept geht auf!”
Wer mit Ethanol fahren und auf bewährte Serientechnik setzen möchte, auch für den hält die Straubinger Initiative den richtigen Ansprechpartner bereit:
Herr Werner Wiedermann, Ford Griesbeck
Kurz nachdem Ford 2005 den ersten Ford Focus FFV in Deutschland vorgestellt hatte, wurde das innovative Fahrzeug auch in Straubing, der Stadt der Nachwachsenden Rohstoffe, auf der biomasse 2005 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Ermöglicht hat dies Herr Wiedermann von Ford Griesbeck. Seitdem hält er ständig FFV-Modelle für Probefahrten bereit. Herr Wiedermann ist um eine werbewirksame Präsentation dieser Fahrzeuge bemüht und trägt durch eine entsprechende Beklebung dazu bei, dass das Thema “Ethanol” auch auf den Straßen des Landkreises kenntlich gemacht und so in den Alltag transferiert wird.
Soviel Engagement steckt an, der beste Beweis dafür ist ein weiterer Akteur aus dem Landkreis:
Herr Franz Hahn, Fahrdienstleiter, Krankenpflegedienst Protschka, Feldkirchen
Als Mechaniker und Landwirt ist Herrn Hahn daran gelegen, dass landwirtschaftliche Produkte einen Absatzmarkt finden. Diese Motivation setzte er an seinem Arbeitsplatz um. Er schaffte für den mobilen Krankenpflegedienst gleich vier Ethanol-Neufahrzeuge an und scheute auch nicht die damit
verbundenen Umstände, denn eigentlich sind diese Fahrzeuge für den Einsatz in der Innenstadt zu groß und erschweren die Parkplatzsuche. Die Krankenschwestern nehmen diesen Nachteil aber gerne in Kauf, denn Herr Hahn hat auch sie vom Ethanol überzeugt. Und wo es die Technik zulässt, wird auch im Fuhrparkbestand Ethanol beigemischt.
Der Einsatz von Biokraftstoffen allein reicht ihm aber nicht, denn er meint: “Eigentlich ist E85 für unsere Autos viel zu schade.” Hier kann der Autofahrer natürlich mit dem Gaspedal entscheiden und wie, dass kann man bei Herrn Hahn im wahrsten Sinne “erfahren”. Ein Parcours mit seinem umgebauten Kleinwagen, dessen Treibstoffverbrauch natürlich kommt auch hier Ethanol zum Einsatz durch die Windschutzscheibe beobachtet werden kann, gehört zum Pflichtprogramm einer jeden Krankenschwester und hat auch schon manchem “Jungspund” vor Augen geführt, wie sensibel der Spritverbrauch auf den Fahrstil reagiert.
Wer einmal die Werkstatt von Herrn Hahn besuchen darf, merkt schnell, dass es auch eines “Schraubers” bedarf, um neue Dinge nach vorne zu bringen. Beim Tüfteln an Kleinmotoren ist Herr Hahn zwischen zerlegten Vergasern, Motorsensen, Kettensägen und Motorrädern einem ganz besondern Vorzug von Ethanol auf die Schliche gekommen. Motore und Bauteile werden quasi im Ethanolbetrieb gereinigt und die Abgasqualität verbessert sich erheblich.
Diesen Vorteil lässt er gerne auch andere spüren: Seit sein Motorrad mit Ethanol fährt, ist es nicht nur spritziger unterwegs, es lässt auch den Verfolgern mehr Luft zum Atmen. Klar, dass die Motorradtruppe von Kirchroth dem Beispiel gerne folgt und die Ethanoltankstelle in Ittling regelmäßig angesteuert wird.
Auch die weiteren Mitglieder der Initiative wurden geehrt, denn, so Landwirtschaftsminister Miller, der Erfolg hat viele Väter:
Klaus Hofmann vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Straubing und Walter Wallrapp von der biomasse GmbH, sowie Erich Brunner von Landratsamt Straubing-Bogen und Andreas Löffert, Geschäftsführer des BioCampus, Straubing Sand.
Herr Augenstein übernahm die Erwiderung stellvertretend für die Preisträger und wies darauf hin, dass für die Zukunft der Biokraftstoffe die politische Weichenstellung eine entscheidende Rolle spielt.
Informationen: C.A.R.M.E.N. e.V., Schulgasse 18, 94315 Straubing, Tel.: 09421-960-300, E-Mail: contact@carmen-ev.de (www.carmen-ev.de).
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Weitere Informationen:
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