Wnt-Hemmstoffe als Krebsmedikament – ein zweischneidiges Schwert?

Konkret prüfen Dr. Carmen Loquai und Dr. Matthias Bros, inwieweit Hemmstoffe, die darauf ausgerichtet sind, den Wnt-Signalweg zu unterbinden und damit das Wachstum von Krebszellen einzudämmen, nicht gleichzeitig die körpereigene Immunabwehr gegen Krebs beeinflussen.

Insbesondere sorgen sich die Forscher um die Aktivität der dendritischen Zellen und die tumorantigen-spezifischer T-Zellen, die durch die Hemmstoffe in unerwünschter Weise verändert beziehungsweise eingeschränkt werden könnte.

Forscher haben herausgefunden, dass der ursprünglich bei der Fruchtfliege charakterisierte und im laufe der Evolution kaum veränderte „Wingless“ (Wnt)-Signalweg für Tumorwachtum und -Metastasierung auch beim Menschen von entscheidender Bedeutung ist. Bei zahlreichen Geschwulsten zeigt der (Wnt)-Signalweg eine deutlich erhöhte Aktivität. Ergebnis ist, dass ein Eiweiß namens ß-Catenin vermehrt gebildet wird.

Dieses greift im Zellkern auf regulatorische Bereiche zu und beeinflußt die Expression von Genen, die zu einem verstärkten Tumorwachstum führen und die Bildung von Metastasen fördern. ß-Catenin ist also offenbar ein Schlüsselmolekül in diesem Prozess. Im Kampf gegen Krebs steht deshalb bei Forschern die Entwicklung von Hemmstoffen gegen den Wnt-Signalweg beziehungsweise gegen ß-Catenin weit oben auf der Agenda.

Andererseits zeigt eine Reihe an Studien, dass der Wnt-Signalweg und damit ß-Catenin bei der Stimulation der körpereigene Immunantwort gegen Krebs eine wichtige Rolle spielt. So erfolgt eine positive Wirkung auf T-Zellen sowohl direkt als auch indirekt über dendritische Zellen. Die dendritischen Zellen aktivieren die T-Zellen und lösen damit eine Immunantwort gegen entartetes Gewebe aus.

In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt wollen Carmen Loquai und Matthias Bros dieses Spannungsfeld mithilfe eines Krebsmodells auflösen. Sie wollen klären, ob und in welchem Ausmaß die Wnt Hemmstoffe den körpereigenen Anstoß zur Immunantwort gegen den Tumor beeinflussen – insbesondere die mobilisierende Wirkung der dendrititsche Zellen und T-Zellen. Sollten sich negative Wirkungen zeigen, müßte die Anwendung von Wnt-Hemmstoffen in der Krebstherapie neu überdacht werden.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 170.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontakt (Projektleitung):
Dr. Matthias Bros
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Hautklinik
Telefon: +49-6131-179846
E-Mail: mbros@uni-mainz.de

Media Contact

Sylvia Kloberdanz idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

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