Rohstoffbasis der chemischen Industrie wird in Zukunft breiter

Das von einem Autorenteam unter Leitung von Professor Dr. Michael Röper (BASF) und Professor Dr. Wilhelm Keim (RWTH Aachen) erstellte Papier gibt Antworten auf die Frage, wie sich die chemische Industrie und andere Branchen weiter sicher mit Rohstoffen versorgen können.

Bei den fossilen Rohstoffen wird danach Erdöl als wichtigster Kohlenstofflieferant mittelfristig durch andere Rohstoffe ergänzt und ersetzt, vor allem durch Erdgas, Kohle und Biomasse. Eher begrenzt sind solche Alternativen dagegen für metallische und mineralische Rohstoffe, die beispielsweise in der Halbleiter- und Batterietechnologie und bei der Herstellung von Düngemitteln verwendet werden. Hier müssen auch bessere Verfahren für die Gewinnung und höhere Recycling-Quoten zur Rohstoffversorgung beitragen.

Damit der Rohstoffwandel gelingen kann, sieht das Autorenteam auch die Politik in der Pflicht: Diese müsse entsprechende Forschung besser fördern und die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. „Als rohstoffarmes Industrieland ist Deutschland besonders darauf angewiesen, die mit dem Wandel der Rohstoffbasis verbundenen Chancen aktiv zu nutzen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu stärken“, fassen die Autoren zusammen. Wichtig seien dafür mehr Grundlagenforschung zur Stoffumwandlung, die Umsetzung von Forschungsergebnissen in neue Produkte und die verbesserte Ausnutzung von Lagerstätten.

Auch das Thema „Nachwachsende Rohstoffe“ wird ausführlich behandelt: Diese werden schon seit langem in der chemischen Industrie eingesetzt und machen bei der Rohstoffversorgung derzeit einen Anteil von ungefähr zehn Prozent aus. Ob dieser ausgebaut werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von neuen Verarbeitungstechnologien. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass nachwachsende Rohstoffe in ausreichender Menge und Qualität und zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stehen. Zudem muss das Problem der Konkurrenz zu Nahrungs- und Futtermitteln gelöst werden. Schwerpunkt der Forschung ist hier die integrierte Aufarbeitung von „Non-food“ Biomasse (Holz, Stroh) zu Energie, Biogas, Kraftstoff und Chemikalien.

Schließlich sehen die Autoren auch in der stofflichen Nutzung des „Klimagases“ CO2 (Kohlendioxid) ein zukünftiges Forschungsfeld für Chemiker. Erfolge auf diesem Gebiet könnten der Chemie eine neue Rohstoffquelle erschließen. Allerdings dürfte die stoffliche Nutzung von CO2 alleine den Klimawandel nur wenig beeinflussen, da die in der Produktion benötigte Menge verglichen mit dem weltweiten Ausstoß gering bleiben wird.

Der Fachwelt und interessierten Öffentlichkeit werden die Inhalte des Positionspapiers „Rohstoffbasis im Wandel“ in einem halbtägigen Kolloquium am 11. Januar 2010 in der IHK Frankfurt am Main zur Diskussion vorgestellt.

1) Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh), Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. (DECHEMA), Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V. (DGMK) und Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI).

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer