Narzissmus, Machtstreben & Co: Extrem-Eigenschaften helfen Existenzgründern – zumindest anfangs

„Du musst ein Schwein sein“ heißt ein Hit von den „Prinzen“. Damit hat die Band aus Leipzig – in Bezug auf Unternehmensgründungen – teilweise Recht. So haben selbstverliebte Persönlichkeiten eine höhere Neigung Unternehmen zu gründen.

Hochwertige Businesspläne stammen dagegen eher aus der Feder von Machiavellisten. So lauten einige Ergebnisse einer interdisziplinären Studie von Wissenschaftlern der Universität Hohenheim, der Hochschule Reutlingen und der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, die den Einfluss der sogenannten Dunklen Triade der Persönlichkeit in der Phase vor der Unternehmensgründung untersucht. Jetzt hat die British Academy of Management (BAM) die Studie im Rahmen ihrer Jahreskonferenz mit dem Best Paper Award ausgezeichnet.

Narzissmus, Machiavellismus und subklinische Psychopathie: Diese wenig schmeichelhaften Eigenschaften bilden die sogenannte „Dunkle Triade der Persönlichkeit“. Verbunden werden sie meist mit einer Reihe unbeliebter Merkmale wie Härte, Rücksichtslosigkeit, übersteigertes Selbstbewusstsein oder emotionaler Kälte. Gleichzeitig aber haben sie Merkmale – wie etwa Risikoneigung, Machtstreben und den Drang nach Selbstbestätigung – die man in Führungspositionen oftmals antrifft.

In der prämierten Studie untersuchten die Wissenschaftler, wie sich diese „Dunkle Triade der Persönlichkeit“ auf die Gründungseignung und Leistung bei der Erstellung von Businessplänen auswirkt.

„Bisherige Forschungsarbeiten haben sich immer nur mit positiven Charakterzügen beschäftigt“, sagt Beate Cesinger, Mitarbeiterin am Stiftungslehrstuhl für Unternehmensgründungen und Unternehmertum (Entrepreneurship) der Universität Hohenheim. „Unsere Ergebnisse zeigen: Auf den ersten Blick können negative Persönlichkeitseigenschaften wie Narzissmus und subklinische Psychopathie bei der Überlegung, selbst eine Firma zu gründen, förderlich sein“, erklärt Petra Gelléri, die in Hohenheim promoviert hat und mittlerweile an der Deutschen Hochschule der Polizei forscht.

Anfangserfolge sind nicht unbedingt nachhaltig

Der Grund: Narzissten und subklinische Psychopathen verfolgen wohl eher Geschäftsideen da sie einerseits stärker nach Geld, Macht und Status streben als andere Menschen, und sie andererseits ihr stark übersteigertes Selbstbewusstsein an eigene, scheinbar überragende Fähigkeiten und Erfolg bei der Unternehmung glauben lässt.

Problematisch ist das deshalb, weil diese Fähigkeiten in der Realität nicht unbedingt immer vorhanden sind, warnen die Wissenschaftler. Vergleicht man die Leistungen von Narzissten und subklinischen Psychopathen etwa bei der Erstellung eines umfassenden Businessplans nämlich mit Machiavellisten, den „manipulativen Machtmenschen“, dann schneiden Narzissten signifikant schlechter ab. Während sich Machiavellisten durch eine eher realistische Weltsicht auszeichnen und sich auf ihr Ziel fokussieren, geben sich Narzissten keine sonderlich große Mühe, denn sie halten sich ohnehin für die Besten und meinen, im Wettbewerb keine großen Anstrengungen aufbringen zu müssen.

In Entwicklung: Das berufsbezogene Dunkle Triade Inventar (BDTI)
Die Untersuchungsergebnisse haben eine ganz konkrete Bedeutung für die Praxis: „Gerade in der Beratung und Betreuung von Gründungsinteressierten oder bei Investmententscheidungen von Gründungsfinanziers ist es wichtig zu wissen, ob das Gründungsinteresse echtes Interesse oder nur die Ausprägung einer narzisstischen Persönlichkeit ist“, sagt Matthias Kramer von der Hochschule Reutlingen.

Aus diesem Grund wird an der Universität Hohenheim gerade ein berufsbezogenes Verfahren zur Diagnostik der Dunklen Triade-Eigenschaften entwickelt. „Das Verfahren soll Organisationen dabei unterstützen, die richtigen Menschen für die Positionen zu identifizieren, bei denen Chancen oder Risiken dunkler Persönlichkeitseigenschaften für den späteren Erfolg eine Rolle spielen“, so Dominik Schwarzinger, Mitarbeiter am ehemaligen Lehrstuhl für Psychologie der Universität Hohenheim.

Die British Academy of Management (BAM) hat die gemeinsame Studie der vier Nachwuchswissenschaftler nun mit dem Best Paper Award im Bereich Entrepreneurship ausgezeichnet.

Media Contact

Florian Klebs idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-hohenheim.de

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