Forellen und Tomaten vom Dach

Frisches Obst und Gemüse lassen sich durch innerstädtischen Anbau auf kürzestem Wege auf den Tisch bringen. Gebäudegebundene Landwirtschaft auf Dächern, Fassaden und in Gewerberäumen ist dabei doppelt umweltfreundlich: Anbau und Vermarktung erfolgen regional, und es werden keine zusätzlichen landwirtschaftlichen Flächen gebraucht.

Professor Dr. Dietrich Henckel vom Institut für Stadt- und Regionalplanung unternahm mit 16 Studierenden im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „ZFarm – Städtische Landwirtschaft der Zukunft“ den Praxistest und ließ sie die Machbarkeit eines Berliner Dachgewächshauses untersuchen.

Die zukünftigen Stadtplanerinnen und Stadtplaner des Masterstudiengangs „Stadt- und Regionalplanung“ an der TU Berlin erforschten im Wintersemester 2011/2012 Anbaumöglichkeiten auf dem Flachdach der Alten Mälzerei in Berlin-Schöneberg. Sie kooperieren mit dem Praxis-Partner „ECF | Efficient City Farming“. Das junge Unternehmen plant, 2013/14 das erste große Dachgewächshaus Berlins kombiniert mit einer Fischzucht zu errichten. Der Anbau von Strauchtomaten und die Aufzucht von Buntbarschen oder Regenbogenforellen in einem symbiotischen Nährstoffkreislauf, dem so genannten Aquaponik-System, sollen miteinander verbunden werden.

Gemüse- und Obstanbau auf und in Gebäuden gibt es bereits auf allen Kontinenten. In Nordamerika werden immer mehr Lagerhallen, Gewerbegebäude und Hochhäuser mit Dachgewächshäusern bestückt. Dass gebäudegebundene Landwirtschaft auch in Berlin machbar sein könnte, zeigen die Voruntersuchungen der TU-Studierenden. Denn die Malzfabrik erwies sich als geeigneter Standort. Mit 22 ehemaligen Einweichbecken für Gerste ist im Obergeschoss Platz für die Fischaufzucht. Auf dem Flachdach stehen knapp 4.200 Quadratmeter potenzielle Gewächshausfläche zur Produktion von Gemüse zur Verfügung.

Jährlich könnten rund 86.000 Kilogramm Tomaten oder andere Gemüsesorten und rund 50.000 Kilogramm fangfrischer Fisch auf und unter dem Dach produziert werden, fanden die Studierenden heraus. Durch die Verwendung des hocheffizienten Aquaponik-Systems „ASTAFpro“ des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei kann wirtschaftlich und ressourcenschonend in solch einer Größenordnung gearbeitet werden. Regen- und Kondenswasser lassen sich nutzen, und die Stromversorgung kann über ein Blockheizkraftwerk sichergestellt werden. Ein ökologischer Lieferservice für Kantinen, Restaurants und Privathaushalte soll die Produkte in die Stadt transportieren. Der Vertrieb soll lokal und der CO2-Ausstoß durch Transportwege möglichst gering sein. Über einen Hofladen könnten die Erzeugnisse auch vor Ort angeboten werden.
Eine Analyse der Berliner Flächenpotenziale auf Gebäuden und einen Fahrplan für gebäudegebundene Landwirtschaft entwickelt die TU Berlin derzeit mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und dem „inter 3 Institut für Ressourcenmanagement“ im Projekt. ZFarm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es startete im Oktober 2010 und läuft bis zum 31. Dezember 2013.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Susanne Thomaier, TU Berlin, Institut für Stadt- und Regionalplanung, Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie, Tel.: 030/314-28086, E-Mail: s.thomaier@isr.tu-berlin.de

Helke Wendt-Schwarzburg, inter 3 Institut für Ressourcenmanagement, Tel.: 030/3434 7446, E-Mail: wendt-schwarzburg@inter3.de

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