In Zeiten des Umbruchs suchen europäische Energiehändler ihre langfristige Positionierung

Booz Allen Hamilton-Untersuchung zeigt interne Fokussierung großer Handelshäuser auf. Zukünftig steigt die Bedeutung als Absatzkanal. Vorerst kein Wandel zu klassischen Handelshäusern zu erwarten.

Der Energiehandel in Europa hat 2002 eine Zäsur durchlebt, die durch sinkende Handelsvolumina bei Rückzug fast aller US-Handelshäuser gekennzeichnet war. Energiehändler überdenken daher ihre Positionierung. Dies belegt eine aktuelle Umfrage der internationalen Management- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton unter führenden europäischen Energieunternehmen. So betonen die Händler gegenwärtig ihre interne Rolle als Konzerndienstleister. Zukünftig wird mit der fortschreitenden Liberalisierung der Märkte die Bedeutung als Absatzkanal und damit als Marktbereich wieder steigen.

In einer europaweiten Umfrage hat Booz Allen Hamilton die aktuelle und zukünftige Positionierung führender Energiehandelshäuser untersucht. Diese nehmen nach dem zum Teil überstürzten Weggang amerikanischer Energiehändler wie Enron, TXU und Dynergy oft eine Neubewertung ihrer Geschäftsmodelle vor. So müssen sich die Handelsabteilungen der großen, von der Erzeugung bis zum Endkundenvertrieb integriert aufgestellten Energieunternehmen wie z.B. EnBW, E.ON, RWE oder Vattenfall Europe fragen, wie sie auf die veränderte Marktdynamik und zumindest vorübergehend gesunkene Liquidität im Großhandelsmarkt reagieren.

Kurzfristig haben die Konzerne eine verstärkte interne Fokussierung ihrer Handelsaktivitäten gezeigt. „Unsere Ergebnisse belegen: Der Handel dient momentan primär zur Vermarktung selbst erzeugter Energie“, hält Karlheinz Bozem, verantwortlicher Partner der Energiegruppe des Beratungsunternehmens für den deutschsprachigen Raum fest. „Die Möglichkeit, über Eigenhandel zusätzliche Gewinnpotenziale zu erschließen, ist zur Zeit eher sekundär“, führt Bozem weiter aus. So stehen ca. 70% des Handelsvolumens der befragten Unternehmen, die für den deutschsprachigen Raum immerhin über 2/3 des Handelsvolumens in 2002 abdeckten, in direktem Zusammenhang mit dem Absatz der eigenen Erzeugung bzw. dem Zukauf für den eigenen Vertrieb.

Den Handelseinheiten kommt bei der Ausnutzung der Gewinnpotenziale der Konzerne entscheidende Bedeutung zu. Sie helfen mit bei der angemessenen Allokation der Ergebnisse auf die einzelnen Wertschöpfungsstufen (Erzeugung, Handel, Vertrieb) durch die interne Verrechnung der Energie zu Großhandelspreisen. Zudem gehört es oft zu ihren Aufgaben, das Großhandelspreisniveau zu stabilisieren. So lassen sich auch die Vollkosten neuer Kraftwerke erwirtschaften und es wird langfristig die Profitabilität der Unternehmen gestützt.

Stark vereinfacht, werden diese Aufgaben durch vier unterschiedliche Geschäftsmodelle wahrgenommen:

  • Erzeugungsoptimierung
  • Zentrales Portfoliomanagement
  • Dezentrales Portfoliomanagement
  • Absatzoptimierung.

Während jedes dieser Modelle über Stärken und Schwächen verfügt, ist die Anwendung vom jeweiligen Marktumfeld abhängig. Mit der neu zu schaffenden deutschen Regulierungsbehörde und der dadurch weiter beschleunigten Liberalisierung der Märkte wird das dezentrale Portfoliomanagement weiter an Bedeutung gewinnen, um die internen Aufgaben zu organisieren.

Beim eigenständigen Agieren auf den Handelsmärkten müssen die Händler aber erneut beweisen, dass sie nach oftmals anfänglichen Einbußen profitables Wachstum für die Konzerne erwirtschaften können. Wachstumsfelder stellen zum einen die Funktion als Absatzkanal von großhandelsnahen Produkten an regionale Verteilungsgesellschaften und industrielle Großkunden dar. Laut Bozem „können die Händler hier ihr Handels-Know-how einbringen und die klassischen Vertriebseinheiten unterstützen. Zum anderen wird der Bedarf für Portfoliomanagement für Dritte im Zuge der Normalisierung der Preisstrukturen weiter steigen.“ Der Ausbau der Eigenhandelsaktivitäten zu klassischen Handelshäusern scheint zur Zeit nicht im Vordergrund der Unternehmensplaner zu stehen.

Mit rund 12.250 Mitarbeitern und Büros in mehr als 50 Ländern zählt Booz Allen Hamilton zu den weltweit führenden Unternehmensberatungen. Das Unternehmen befindet sich im Besitz seiner 250 aktiven Partner. Sechs Büros sind im deutschsprachigen Raum: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München, Wien und Zürich. Im vergangenen Geschäftsjahr belief sich der Umsatz weltweit auf 2,2 Mrd. US$, im deutschsprachigen Raum auf 160 Mio. Euro.

Media Contact

Susanne Mathony Booz Allen Hamilton

Weitere Informationen:

http://www.bah.com

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