Unter der Haut

Eine Tätowierung kann eine infektiöse Reaktion hervorrufen. UKR

Tattoos erfreuen sich mittlerweile einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz. Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland tragen bereits ein oder mehrere Hautbilder, in Europa sind es fast 100 Millionen. Ob und wie der Körper aber auf Tätowierungen reagiert, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, wurde 2013 die ESTP gegründet.

Die Gesellschaft organisiert alle zwei Jahre einen europaweiten Kongress, auf dem Mediziner, Wissenschaftler und professionelle Tätowierer sowie Vertreter von nationalen und internationalen Behörden, Industrie und Handel zusammentreffen, um ihr Wissen auszutauschen. Dieses Mal findet der Europäische Kongress zur Tattoo- und Pigmentforschung (ECTP) vom 28. bis 30. März 2017 am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) statt.

„Ziel des dreitägigen Kongresses ist es, das Fachwissen und die spezielle Expertise im Bereich Tätowierungen und Pigmente zusammenzubringen sowie die Forschung auf diesem Gebiet zu intensivieren und zu fördern“, so Professor Dr. Wolfgang Bäumler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des UKR und diesjähriger Tagungspräsident des ECTP.

Vor etwa 20 bis 30 Jahren galten Tätowierungen noch als Randerscheinungen gesellschaftlicher Außenseiter. Im Laufe der Zeit wurden die Hautbilder aber immer beliebter und finden sich heute in allen Altersgruppen und Gesellschaftsteilen. Tattoo-Studios gibt es inzwischen in jeder Stadt. Diese Entwicklung wirft aber auch Fragen nach gesetzlichen Regelungen auf, um das Risiko von Infektionen, allergischen Reaktionen und anderen Gesundheitsproblemen zu reduzieren.

Erst seit 2009 unterliegen Tattoofarben einer Tätowiermittelverordnung, die eine Negativliste mit verbotenen Substanzen beinhaltet. Man weiß heute, dass Farbpigmente nach dem Tätowieren von der Haut durch die Lymphgefäße in andere Organe des Körpers abtransportiert werden und sich beispielsweise in Lymphknoten und Leber einlagern.

Der Kongress bietet seinen Teilnehmern eine Plattform, sich anhand von Fachvorträgen und Open-Sessions zu den unterschiedlichen Regelungen über den Einsatz von Tätowiermitteln in den USA und der EU zu informieren und mit Vertretern vom Bundesinstitut für Risikobewertung, dem Bundesverbraucherschutzministerium, der Europäischen Chemikalienagentur ECHA sowie der amerikanischen Food and Drug Administration FDA zu diskutieren.

Ein weiterer Fokus des Kongresses liegt auf dem Aspekt, wie Tattoos wieder entfernt werden können. Hier gilt die Lasertherapie als das schonendste Verfahren, um die Entfernung eines ungeliebten künstlichen Hautbilds zu versuchen. Auf dem ECTP am UKR wird den Teilnehmern per Videokonferenz eine Tattooentfernung live demonstriert.

Bisher gibt es keine epidemiologischen Studien darüber, wie sich Tattoofarben im Körper auswirken, so dass aktuell nicht klar ist, ob es zu Langzeitfolgen kommen kann. „Insgesamt gibt es in Sachen Tattoo noch viel Aufklärungsbedarf, einerseits um das Tätowieren sicherer zu machen, andererseits um bei Menschen das Bewusstsein für die Risiken und mögliche Folgen, die mit einer Tätowierung einhergehen, zu schärfen“, resümiert Professor Bäumler.

http://ectp2017.org/

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Katja Rußwurm idw - Informationsdienst Wissenschaft

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