Klimaschutz: Korallenriffe essentiell für das Überleben

Mit der Klima-Diskussion sind auch die Korallenriffe der Erde wieder ins Scheinwerferlicht der Forscher gerückt: CNN vergleicht die Riffe mit einem Kanarienvogel in einer Mine, weil sie Indikatoren von Gefahren sind. Würde man die Lage der Riffe dieser Tage als Fisch beurteilen, sähe es nicht gerade rosig aus. Korallenriffe beheimaten ein Viertel aller weltweit vorkommenden Fischspezies und machen flächenmäßig gerade einmal ein Prozent der Erdoberfläche aus.

Korallenriffe sind das größte lebende Gebilde der Erde und gehören nun seit einigen Jahren auch zu den am stärksten gefährdeten. Seit Ende 2007 sind diese Riffe erstmals als Gesamtes auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Arten. Nach Erhebungen des UNO-Umweltprogramms UNEP sind 30 Prozent der weltweiten Riffe bereits geschädigt, manche davon so stark, dass sie sich nicht mehr erholen können. Wenn die Zerstörung in genau dem gleichen Maßstab fortgesetzt wird, werden bis 2050 rund 70 Prozent der Korallenriffe verschwunden sein, rechnet Nature Conservancy vor.

Die meisten Riffe befinden sich im Indo-Pazifik, jener Region, die von der Ostküste Afrikas bis knapp vor der Westküste des Doppelkontinents Amerikas reicht. Hier werden die Riffe mit rund einem Prozent pro Jahr zerstört. Das mag zwar nicht sehr schlimm klingen, ist es allerdings in der Realität, denn dies entspricht der doppelten Zerstörungsrate des Regenwaldes. New Scientist hat berichtet, dass in den 1980er Jahren 40 Prozent der Korallenriffe lebende Korallenstücke enthielten, heute sind es nur noch zwei Prozent. Bedroht sind von den derzeit bekannten Korallen mehr als 600 Spezies, das entspricht etwa 76 Prozent. Bedroht sind weltweit auch 120 Mio. Menschen, die direkt von den Riffen leben.

„Das große Korallensterben können wir seit einigen Jahrzehnten beobachten“, meint auch der Wiener Meeresbiologe Jörg Ott von der Universität Wien http://www.univie.ac.at/marine-biology im pressetext-Interview. „Waren es vor einigen Jahren noch Korallen-Deckungsgrade von 50 bis 60, teilweise sogar 100 Prozent, sind es heute maximal 30 Prozent.“ Das Erschreckende dabei sei allerdings, dass wichtige große Korallen, wie etwa die Acroporas zum Teil völlig zerstört sind. „Den schwersten Einschnitt gab es 1989 während eines starken El-Nino-Jahres. Damals kam es weltweit zur bisher schlimmsten Korallenbleiche“, erklärt Ott. „Wenn die dünne Haut der Korallenstöcke weg ist, siedeln sofort andere Lebewesen in den Korallenstöcken und sorgen für weitere massive Zerstörungen, bei denen der Kalk abgebaut wird.“ Der Riffabbau gehe wesentlich schneller vor sich als der Riffaufbau. Problematisch sei der Zustand, wenn die kritische Temperaturmarke permanent überschritten wird.

„Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass die Korallenriffe Strukturen sind, die die Küsten schützen“, meint der Meeresbiologe. Das gelte insbesondere für jene Regionen, in denen tropische Wirbelstürme auftreten. „Das Korallensterben ist eine der Auswirkungen des Klimawandels“, so Ott. Wie dramatisch sich auch nur geringe Temperaturanstiege auswirken, schildert der Meeresbiologe am Beispiel von Meeresströmungen. „Geringe Erwärmungen verhindern die Wasserzirkulation. Dadurch verändern sich Bedingungen, die seit Jahrhunderten gleich waren.“

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.iucn.org http://www.unep.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer