Antilopen unter Druck
Der Klimawandel beschäftigt auch die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung. Innerhalb des BMBF-Projektes „Auseinandersetzung mit Klimawechsel und Habitatveränderung: Ökologie der Erhaltung bedrohter Huftierarten“ (2002–2006) haben die Wissenschaftler um Klaus Scheibe und Anne Berger vom IZW in Zusammenarbeit mit Prof. Owen-Smith und Tracy Robinson von der University of the Witwatersrand in Johannesburg untersucht, wie freilebende Huftiere in Europa und Afrika mit steigenden Temperaturen zurechtkommen.
In Europa können sowohl hohe Sommertemperaturen, besonders aber erhöhte Wintertemperaturen Probleme bereiten. So führten hohe Wintertemperaturen zu Störungen der Gewichtsentwicklung bei Przewalskipferden und zu Huferkrankung.*
In Südafrika bereiten zunehmende Hitze und Trockenheit im Sommer die wesentlichen Probleme. Es wird diskutiert, dass verschiedene Huftiere ihre Aktivität und Nahrungsaufnahme in die Nacht verlegen und dabei einem erhöhten Feinddruck ausgesetzt sind, der zum Aussterben ganzer Populationen führen kann. Verlagerungen von Aktivität und Nahrungsaufnahme in die kühleren Nachtstunden konnten bereits bei Przewalskipferden und Mufflons in heißen Sommern in einem Brandenburger Reservat gemessen werden. Dabei hatten sich die im IZW entwickelten Ethosys-Halsbänder bewährt. Die Geräte zeichnen über Monate und Jahre hinweg auf, wann Tiere ruhen und wann sie fressen. Die im Halsband gespeicherten Daten können per Funk ausgelesen werden. Es lag nahe, dieses Verfahren in Südafrika, zunächst in einem großen Reservat (Suikerbosrand bei Johannesburg) einzusetzen, um Änderungen von Aktivität und Nahrungsaufnahme langfristig auch dort zu verfolgen.
„Wir hatten in der afrikanischen Landschaft mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, vor allem die größeren Entfernungen zwischen Sender und Empfänger machten uns zu schaffen.“ berichtet Anne Berger. Doch es zeigte sich ein Trend: Die steigende Hitze tagsüber führt dazu, dass die Blesbok-Antilopen eher in den Abend- und Nachtstunden äsen. Damit aber würden sie mit einem Mal leichte Beute für ihre Fressfeinde.
Anne Berger: „Die Beutegreifer sind nachts gegenüber den Antilopen im Vorteil. Während die Antilopen selbst durch ihre Fressgeräusche anschleichende Prädatoren schlechter hören, können Prädatoren ihrerseits die Beute dadurch besser orten. Die Antilopen sehen außerdem nachts die herannahenden Feinde nicht oder erst viel zu spät.“ Erste Ergebnisse bestätigen diese Theorie und sind Teil der Doktorarbeit von Tracy Robinson.
*Budras, K.-D.; Scheibe, K. M.; Patan, B.; Streich, W.J.; Kim, K. (2001): Laminitis in Przewalski horses kept in a semireserve. J. Vet. Sci. 2, 1-7.
Ansprechpartnerin:
Dr. Anne Berger, 030 / 51 68-606
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