Natura 2000 – europäisches Schutzgebietssystem mit Löchern

70 Naturschutzexperten aus Europa trafen sich am 7.5.2004 im Leipzig-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden

Im Mittelpunkt der Tagung stand eine ehemalige Außengrenze der EU, nämlich die Grenze Deutschlands mit Polen und der Tschechischen Republik. Die Experten stellten erhebliche Probleme bei der grenzüberschreitenden Umsetzung der FFH Richtlinie fest. Dadurch gehen erhebliche Chancen für die Sicherung der biologischen Vielfalt verloren. Notwendig sei ein verstärkter Austausch über geplante grenzüberschreitende Natura-2000-Gebiete, insbesondere auf der regionalen Ebene und eine intensive Beteiligung der Bevölkerung beidseitig der Grenze.

Rund 70 Experten aus sieben europäischen Länder trafen sich am Freitag, den 7.5.2004, im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden, um sich über das zurzeit anspruchvollste Naturschutzvorhaben der EU mit dem Namen „Natura 2000“ auszutauschen. Im Mittelpunkt der Tagung stand eine ehemalige Außengrenze der EU, nämlich die Grenze Deutschlands mit Polen und der Tschechischen Republik.

Das Natura-2000-Netzwerk wird sich als europäisches Schutzgebietssystem angesichts der Erweiterung positiv weiterentwickeln. Die Experten sahen es dabei als eine wichtige zukünftige Aufgabe an, die biologische Vielfalt Europas gerade auch in grenzüberschreitenden Regionen durch Forschung, praktische Kooperation und intensivere Öffentlichkeitsarbeit zu stärken. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem European Centre for Nature Conservation, ECNC, aus den Niederlanden durchgeführt.

Das Ziel von Natura 2000 ist der Aufbau eines europaweiten repräsentativen Schutzgebietssystems, um die biologische Vielfalt in Europa zu erhalten und für zukünftige Generationen zu sichern. Das Kürzel „FFH“ steht für „Flora, Fauna, Habitat“ und bezeichnet eine europäische Richtlinie von 1992, auf deren Grundlage das Natura-2000-Netz aufgebaut wird. Für Pflanzen, Tiere und Biotope sind administrative und nationalstaatliche Grenzen unerheblich. Bei der Ausweisung und Abstimmung von Schutzgebieten können nationale Grenzen jedoch bedeutende Probleme bereiten.

Die Experten stellten erhebliche Probleme bei der grenzüberschreitenden Umsetzung der FFH Richtlinie fest.

Bei der grenzüberschreitenden Koordinierung von Natura 2000 Schutzgebieten ist man i. d. R. quasi „auf einem Auge blind“, so ein Experte. Es gibt keine gemeinsamen grenzüberschreitenden Datengrundlagen. Dadurch gehen erhebliche Chancen für die Sicherung der biologischen Vielfalt verloren. Nur eine grenzüberschreitende Ausweisung sichert den langfristigen Fortbestand der Gebiete, die auch eine ökologische Einheit bilden.

Das europäische Schutzgebietssystem hat Löcher. Deshalb sprachen sich die Experten für einen verstärkten Austausch – insbesondere auf der regionalen Ebene – über geplante Natura-2000-Gebiete aus. Dabei sollte man nicht auf Vorgaben der EU aus Brüssel warten. Um Ängste und Befürchtungen über mögliche Konsequenzen der Ausweisung von Schutzgebieten abzubauen, plädierten die Experten für eine frühzeitige Integration der Bevölkerung beiderseits der Grenzen.

Problematisch sind auch die Unterschiede in den Arbeitsständen zwischen Deutschland und den der EU neu beigetretenen Ländern Polen und Tschechien. Zurzeit sind in Polen circa 10,3%, und in Deutschland circa 9,2% der Landesfläche als Natura 2000 Gebiete vorgeschlagen. Ähnlich wie in Deutschland werden erhebliche Änderungen, Nachmeldungen und Konflikte über die konkrete Flächenausweisung auch in Polen und Tschechien erwartet.

Kontakt:

Dr. Carsten Kolbe
Leibniz-Institut für
ökologische Raumentwicklung e. V.
Tel.: 0351-4679-241
E-Mail: c.kolbe@ioer.de

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Dr. Carsten Kolbe idw

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