"Klimafaktor Mensch": Die Indizien verdichten sich

Neue statistische Berechnungsmethode als Alternative zu den üblichen Klimamodellrechnungen

Rückenwind für die Politik zum Schutz des Weltklimas: Die Indizien, dass die Menschen das Klima maßgeblich beeinflussen, verdichten sich weiter. Dies zeigen neue Forschungsergebnisse der Universität Frankfurt/Main im Auftrag des Umweltbundesamtes, die heute in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Frankfurter Klimaforscher um Prof. Dr. Christian Schönwiese belegen mit einer neuen statistischen Berechnungsmethode, dass der Mensch zu einem großen Teil für die Erwärmung der Erdatmosphäre verantwortlich ist. Das Besondere: Die Untersuchungsmethode, die allein auf Beobachtungsdaten beruht, ist eine innovative und wichtige Alternative zu den üblichen Klimamodellrechnungen.

Die Frage, ob der Mensch das Klima ändert, insbesondere in Zusammenhang mit dem „Treibhauseffekt“, wird in Wissenschaft und Öffentlichkeit immer wieder kontrovers diskutiert. „Wir wollten mehr Klarheit in der Frage, ob und wie der Mensch das Klima beeinflusst. Mit der Studie haben wir in mehrfacher Hinsicht neue Wege beschritten“, sagte Projektleiter Prof. Dr. Christian Schönwiese. Basis der Studie „Statistische Analysen zur Früherkennung globaler und regionaler Klimaänderungen aufgrund des anthropogenen Treibhauseffektes“ sind allein Beobachtungsdaten. Die Ergebnisse sind somit frei von den Unsicherheiten der bekannten Klimamodellrechnungen. Die Studie bezieht neben den Treibhausgasen alle weiteren wichtigen Einflüsse auf das Klima ein. Dazu zählen der Schwefeldioxidausstoß – als weiterer auf menschliche Aktivitäten zurückgehender Klimafaktor -, der Vulkanismus, die Sonnenaktivität, das El-Niño-Phänomen und die Nordatlantik-Oszillation. Die empirisch-statistische Methodik ist komplex. Mit dem statistischen Modell kann bestimmt werden, welcher Klimafaktor sich am meisten in den Klimabeobachtungsdaten widerspiegelt, welcher auf Rangplatz zwei steht und so weiter. Dabei werden nicht nur Temperatur-, sondern auch Niederschlags- und Luftdruckdaten verwendet – und das alles in unterschiedlicher räumlicher Betrachtung: global und für Europa.

Entsprechend vielfältig sind die Ergebnisse. Am deutlichsten fällt die Antwort auf die Rolle des „Klimafaktors Mensch“ bei der global gemittelten bodennahen Lufttemperatur aus: Rund 80 % der Variabilität dieses Klimaparameters lassen sich durch die genannten, auf den Menschen zurückgehenden oder natürlichen Einflußgrößen erklären. Der weitaus größte Anteil, nämlich fast 60 %, geht dabei offenbar auf den vom Menschen verursachten (anthropogenen) Treibhauseffekt zurück. Rund 20 % verteilen sich auf den anthropogenen Schwefeldioxidausstoß, den Vulkanismus, das El-Niño-Phänomen und die Sonnenaktivität, die übrigens nur mit einem Anteil von 4,2 % nachweisbar ist. Der bei dem Klimaparameter der global gemittelten Temperatur verbleibende unerklärte Rest beobachteter Variationen von rund 20 % weist weitgehend Zufallseigenschaften auf. Bei zunehmender regionaler Differenzierung und insbesondere bei der Betrachtung anderer Klimaelemente – wie Luftdruck und Niederschlag – gelingt der Nachweis des „Klimafaktors Mensch“ nur zum Teil und stets in geringerem Ausmaß.

„Die Ergebnisse nehmen ein gutes Stück an Unsicherheit in der Klimaforschung. Sie zeigen, wie wichtig und richtig es ist, dass sich die Politik weltweit darauf verständigt hat, das Klima zu schützen. Klimaschutz ist eine zwingend notwendige Vorsorge“, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Troge erinnerte auch an das deutsche Klimaschutzziel. Bis 2005 soll in Deutschland der Ausstoß des wichtigsten Klimagases Kohlendioxid (CO2) im Vergleich zu 1990 um 25 % verringert werden. Geschafft sind bislang 15,5 %. Zudem hat sich Deutschland auf der Basis des Protokolls der 3. Vertragsstaaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention von Kyoto im Jahr 1997 verpflichtet, den Ausstoß der sechs maßgeblichen Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan, Lachgas, Schwefelhexafluorid, perfluorierte Kohlenwasserstoffe unf teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe) um insgesamt 21 % im Zeitraum 2008 bis 2012 gegenüber dem Basisjahr 1990 zu verringern. „Wir dürfen nicht lockerlassen beim Klimaschutz – im Gegenteil. Wenn wir nicht zügig handeln, werden wir die Ziele nicht erreichen. Die Möglichkeiten haben wir – wir müssen sie konsequent ausschöpfen“, so Troge. Im November sollen auf der internationalen 6. Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention im niederländischen Den Haag weitere Einzelheiten der Umsetzung der internationalen Ziele im Klimaschutz geklärt werden.

Eine Zusammenfassung und weitere Informationen zur Studie „Statistische Analysen zur Früherkennung globaler und regionaler Klimaänderungen aufgrund des anthropogenen Treibhauseffektes“ gibt es bei der

Universität Frankfurt/Main,
Institut für Meteorologie und Geophysik
Postfach 11 19 32, 60054 Frankfurt/Main
Tel. 069 – 798 – 23578/28578/28989, Fax – 22482
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Karsten Klenner

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