Existenzgründungen von Arbeitslosen: Hohe Erfolgsquote

Reine Notgründungen sind dabei weniger erfolgreich. Die meisten arbeitslosen Existenzgründer aber treibt vor allem das Ziel an, künftig die eigene Rolle auf dem Arbeitsmarkt selbst zu gestalten. Das macht sich auch gesamtwirtschaftlich bemerkbar: Ehemals arbeitslose neue Selbständige geben in vielen Fällen auch anderen Menschen wieder Arbeit.

In der Wirtschaftspolitik wird Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit oft kritisch begegnet – zu Unrecht, wie die neue Studie zeigt. Auf Basis einer telefonischen Befragung von vorher arbeitslosen Existenzgründern untersuchten die Wissenschaftler beider Institute den Zusammenhang zwischen unternehmerischem Erfolg und den Gründen für den Schritt in die Selbständigkeit.

„Nur 12 Prozent der Arbeitslosen machen reine Notgründungen aus“, erklärt DIW-Abteilungsleiter Alexander Kritikos. „Bei den meisten sehen wir eine Mischung aus zwei Motiven. Neben den Wunsch, die Arbeitslosigkeit zu beenden tritt die Entdeckung einer Marktlücke oder der Wunsch, sein eigener Chef sein zu wollen. Die Studie zeigt deutlich, dass derartig gemischt motivierte Selbständige erfolgreicher sind als reine Notgründer.“

Für die Autoren sind die Schlussfolgerungen aus diesem Zusammenhang klar: Sie plädieren für den Fortbestand der finanziellen Förderung von Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus. Allerdings müsse die konkrete Ausgestaltung der Förderung verbessert und zielgenauer auf unterschiedliche Gründungsmotive ausgerichtet werden.

Mit Einführung der Hartz-Gesetze war die Zahl der Gründungen aus Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen. Mehr als 350.000 Personen wurden 2004, auf dem Höhepunkt der Entwicklung, mit Überbrückungsgeld oder Existenzgründerzuschüssen gefördert, vorher waren es meist unter 100.000 Personen. Nach der letzten Reform der Gründungsförderung im Jahr 2006 ist die Zahl wieder auf 150.000 geförderte Gründungen gesunken. IZA-Forschungsdirektor Marco Caliendo ist sich dennoch sicher: „Die neuen Selbständigen sind mittlerweile ein eigener Wirtschaftsfaktor – gut zwei Drittel von ihnen sind auch fünf Jahre nach der Gründung noch im Geschäft, nur zehn Prozent sind wieder arbeitslos. Zugleich schaffen vorher arbeitslose Existenzgründer nicht nur ihren eigenen Arbeitsplatz, sondern geben in bis zu 40 Prozent der Fälle auch anderen Menschen wieder Arbeit. Fördermittel sind hier also gut investiert.“

Die Ergebnisse der Studie sind im DIW-Wochenbericht 18/2010 erschienen:
http://www.diw.de/sixcms/detail.php/356435

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Mark Fallak idw

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