Systemwissenschaftler erstellten Machbarkeitsstudie für nachhaltige Fischzucht am Aralsee

Durch die überhöhte und ineffiziente Wassernutzung zur Bewässerungslandwirtschaft sind die Fischereierträge in Usbekistan seit den sechziger Jahren um 84 Prozent gesunken. Diese Katastrophe zeigt sich am fortschreitenden Rückgang des Aralsees, wo die Fischerei komplett zum Erliegen kam und die Fischerboote im Sandboden festliegen.

Auf einem zweitägigen Abschlussworkshop ab Montag, 5. März, im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sollen die Ergebnisse des Forschungsprojektes unter dem Titel „Nachhaltige Fischzucht in kreislaufgeführten Systemen ? Machbarkeitsstudie für das Einzugsgebiet des Aralsees“ diskutiert werden.

Schon zu sowjetischen Zeiten wurden Fischfarmbetriebe in allen Regionen Usbekistans aufgebaut und große Mengen Seewasserfisch importiert, die in den ehemaligen Fischerdörfern am Aralsee verarbeitet wurden. „Durch diese Planwirtschaft wurden die sozioökonomischen Effekte in den betroffenen Gegenden gemildert, wenn nicht sogar behoben“, erklärt der Direktor des Instituts, Prof. Dr. Michael Matthies. Nach der Unabhängigkeit Usbekistans sind jedoch die Fischerei, die Fischzucht und auch die Fischverarbeitung zusammengebrochen. Der Fischkonsum ist seit dem Rückzug des Aralsees dramatisch zurückgegangen.

Dies hängt in erster Linie mit wirtschaftlichen Problemen im Land zusammen. Neben fehlenden Investitionsmitteln, einer schleppenden Privatisierung und schlechtem Management, sind es aber auch veränderte Umweltbedingungen, die zu diesem Rückgang führten. Heute werden ca. 60 Prozent des Gesamtfischertrags mit Produkten aus Fischfarmbetrieben gedeckt.

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden Konzepte zur Steigerung des Gesamtfischertrags erarbeitet. „Einerseits führen Besatzmaßnahmen in den befischten Gewässern zu einer Verbesserung des Gesamtertrages. Andererseits kann die Produktion von Fischfarmen durch neue Produktionsverfahren und hochwertigere Arten verbessert werden“, erklärt Matthies einige der Verbesserungsvorschläge. Neben den allgemein bekannten Verfahren, wie Teiche oder Durchflussanlagen, wurden auch moderne, kreislaufgeführte Systeme in die Untersuchungen mit einbezogen. Die Technologie der Fischzucht in geschlossenen, kreislaufgeführten Anlagen ist in Deutschland weit entwickelt. Diese von der Umwelt entkoppelten Systeme bieten die Möglichkeit der Fischzucht in geschlossenen Wasser- und Stoffkreisläufen, wodurch gleichzeitig ein geringerer Wasserbedarf und eine effizientere Kontrolle über die Produktionsbedingungen erreicht werden. Im Projekt erarbeitete ein Konsortium aus Industrie und Wissenschaft die technische, ökologische und ökonomische Machbarkeit der entwickelten Konzepte. Ziel der Studie war es, die wirtschaftlichen Bedingungen für die Fischzucht im Einzugsgebiet des Aralsees zu optimieren und ein übertragbares Modell für eine nachhaltige Fischereiwirtschaft in degradierten Gebieten unter besonderer Berücksichtigung naturschutzfachlicher Belange zu erarbeiten. Dazu zählten der Erhalt gefährdeter Arten, Verbesserung des Naturhaushaltes und Erhöhung der Biodiversität.

An der Abschlussveranstaltung werden zahlreiche Wissenschaftler aus Usbekistan, Kasachstan, Russland, Pakistan, den Niederlanden sowie Deutschland teilnehmen. Darüber hinaus wurden klein- und mittelständische Betriebe, die kreislaufgeführte Aquakulturanlagen bauen, eingeladen. Vertreter von Landes- und Bundesbehörden, der Sekretär der usbekischen Botschaft und Teilnehmer von Universität Osnabrück und Fachhochschule Osnabrück sind ebenfalls vertreten. Ziel des Workshops ist der Austausch von Erfahrungen beim Auf- und Ausbau der Fischereiwirtschaft durch verbesserte Technologien mit Schwerpunkt auf den zentralasiatischen Staaten.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Matthies, Universität Osnabrück,
Institut für Umweltsystemforschung,
Barbarastraße 12, D-49076 Osnabrück,
Telefon: +49 541 969 2576, Fax +49 541 969 2599,
E-Mail: michael.matthies@usf.uni-osnabrueck.de

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Dr. Oliver Schmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-osnabrueck.de/

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