Hungersnöte erhöhen das Schizophrenierisiko

Mangelhafte Ernährung in früher Schwangerschaft entscheidend

Babys, die während einer Hungersnot geboren werden, verfügen über ein mehr als doppelt so hohes Schizophrenierisiko. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Aberdeen University gekommen, die auf Daten einer Hungersnot in China in den Jahren 1959-1961 basiert. Hunger während der kritischen Phasen der frühen Schwangerschaft führt zu Veränderungen in der Entwicklung des Gehirns, die im Erwachsenenalter zu Folgen für die geistige Gesundheit führen. Weltweit ist laut NewScientist rund ein Prozent der Bevölkerung von Schizophrenie betroffen. Bei Menschen, die als Fötus keine ausreichende Ernährung erhielten, kann dieses Risiko bis auf 2,3 Prozent ansteigen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of the American Medical Association publiziert.

Das Team um David St Clair untersuchte gemeinsam mit Kollegen von der Shanghai Jiao Tong University das Auftreten von Schizophrenie bei Personen, die vor, während und nach einer Hungersnot geboren wurden. Zwischen 1959-1961 war die chinesische Provinz Anhui von einer extremen Hungersnot betroffen. Obwohl die Geburtszahlen in diesem Zeitraum um 80 Prozent sanken, war das Risiko bei den 1960 Geborenen um 2,3 Mal höher als bei Personen, die vor der Hungersnot oder zwei Jahre danach geboren wurden. Bei der Errechnung dieser Werte wurde die Anzahl der Todesfälle berücksichtigt. Diese Ergebnisse entsprechen jenen einer kleinen holländischen Studie, die eine Verdoppelung der Schizophrenieerkrankungen bei Personen nachwies, die im so genannten Hungerwinter 1944/1945 geboren wurden. Da nur 20 bis 25 Fälle beschrieben wurden, fehlte diesen Ergebnissen die statistische Aussagekraft. Die aktuelle Studie untersuchte die Daten zur psychiatrischen Beurteilung der Wuhu Region von Anhui, die über eine Bevölkerung von 62 Millionen verfügt. Aus diesem Grund standen auch Tausende Krankenakten zur Verfügung.

„Wir wissen derzeit nicht, welche Rolle das Ernährungsdefizit genau spielt oder welcher biologische Mechanismus als Folge im Gehirn abläuft“, erklärte Feng Zhang von der Aberdeen University. Laut Richard Neugebauer Epidemiology of Developmental Brain Disorders Department vom New York State Psychiatric Institute ist das Verständnis des Ernährungsaspekts von entscheidender Bedeutung. Der Psychiater verfasste im gleichen Fachmagazin einen Kommentar zum Artikel des Forscherteams. Die dringlichste Frage sei, ob der generelle Mangel an Nährstoffen das Schizophrenierisiko erhöhe oder ob das Fehlen eines bestimmten Nährstoffes entscheidend sei. Vorstellbar sei, dass es sich um einen epigenetischen Einfluss handle. Mittels dieses Mechanismus können Gene durch das Hinzufügen oder Entfernen einer chemischen Gruppe aus der DNA, aktiviert oder deaktiviert werden. „Es ist leicht denkbar, dass ein epigenetischer Einfluss die DNA Methylierung beeinflusst und so die Exprimierung der Schizophrenie Gene bei Menschen mit einer entsprechenden Anlage verstärkt.“ Ein denkbares Nährstoffelement in diesem Zusammenhang sei das Folat.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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