Tiermodelle halten nicht, was sie versprechen

Anders als in Tiermodellen regenerieren sich die Insulin produzierenden Zellen bei Menschen nach einer Teilentfernung der Bauchspeicheldrüse nicht messbar. Das hat Björn Axel Menge, Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik I der Ruhr-Universität im St. Josef-Hospital (Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Schmidt) herausgefunden.

Für seine Arbeit wurde er anlässlich der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetesgesellschaft in München mit dem mit 2600 Euro dotierten Silvia-King-Preis ausgezeichnet.

Diabetes durch Absterben der Inselzellen

Diabetes entsteht unter anderem durch das Absterben der Insulin produzierenden Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse. Deswegen setzen Mediziner große Hoffnungen in die Regeneration dieser Zellen. Im Tierversuch, vor allem an Nagetieren, hat sich immer wieder gezeigt, dass sich die Zellen nach einer teilweisen operativen Entfernung der Bauchspeicheldrüse vermehrt teilen – die Operation scheint bei Tieren die Vermehrung der Inselzellen also anzuregen.

Vom Tierversuch nicht unbedingt auf Menschen schließen

Durch Untersuchungen an Patienten, deren Bauchspeicheldrüse aufgrund einer Erkrankung teilweise entfernt werden musste, ging Björn Axel Menge der Frage auf den Grund, ob auch beim Menschen nach einem solchen Eingriff vermehrt neue Inselzellen entstehen. Es zeigte sich, dass sich die nach der Operation verbliebenen Zellen beim Menschen nur in sehr viel geringerem Ausmaß und sehr viel langsamer teilen als im Tierversuch.

„Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass tierexperimentelle Untersuchungen, insbesondere an Ratten und Mäusen, nicht immer vollständig auf die Situation beim Menschen übertragen werden können“, folgert Juniorprofessor Dr. Juris Meier, in dessen Arbeitsgruppe Björn Menge seine Arbeit anfertigte. Auch erklärt die Studie das häufige Auftreten eines Diabetes bei Patienten nach einer Teilentfernung der Bauchspeicheldrüse. „Die Teilung von Inselzellen ist beim Menschen zwar normalerweise selten, aber sie ist möglich“, so Meier. Die Forscher suchen daher jetzt nach Wegen, diese Regenerationsfähigkeit medikamentös anzuregen.

Weitere Informationen

Juniorprofessor Dr. Juris Meier, Medizinische Klinik I, St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Gudrunstr. 56, 44791 Bochum, Tel. 0234-509-2711 o. 509-1, Fax 0234-509-2714, E-Mail: juris.meier@rub.de

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Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

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