Schlaufenlos zum Gel

Kolloidales Gel aufgenommen mit einem Konfokalmikroskop. Die Bildung eines solchen Gels geht einher mit gerichteten Ketten aus Teilchen (hier rot illustriert), die das gesamte System durchspannen. Bild: Ronja Capellmann, Michael Schmiedeberg

Für diesen Nachweis untersuchten die Wissenschaftler als Modellsystem ein Gel, welches aus einer Mischung von Kolloiden, also Teilchen, die nur tausendstel Millimeter klein sind, und noch kleineren Makromolekülen, sogenannten Polymeren, entsteht. Bevor die flüssige Mischung zum Gel wird, können sich alle Teilchen frei bewegen.

Die Kolloide stoßen sich dabei in der Regel ab. Kommen sie sich jedoch so nahe, dass selbst die kleineren Polymere nicht mehr dazwischen passen, werden sie von diesen noch dichter zusammengeschoben. Dadurch bilden sich Kolloidketten.

Formt sich aus diesen Ketten ein komplexes Netzwerk im gesamten System, entsteht ein Gel – so lautete zumindest die bisherige Annahme.

Denn die Wissenschaftler aus Erlangen und Düsseldorf haben jetzt herausgefunden, dass die Teilchenketten eine bestimmte Form haben müssen, um ein Gel zu bilden: Sie müssen gerichtet sein, das heißt, sie müssen sich ohne Schlaufen durch das System ziehen.

Bildlich gesprochen kann man sich das so vorstellen: Läuft man entlang einer gerichteten Kette, durchwandert man das System nur in eine Richtung, bei Schlaufen hingegen wäre man gezwungen, auch Schritte zurück zu machen. Durch diese gerichteten Teilchenketten, die dem System im Gegensatz zu Schlaufen Stabilität verleihen, entsteht die feste Eigenschaft des Gels.

Die Ergebnisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis der Materialeigenschaften von Gelen, die zum Beispiel Zahnpasta, Gelatine und vielen anderen Kosmetik- und Lebensmittelprodukten beigemischt werden, um sie zu stabilisieren.

„Wir konnten zudem nachweisen, dass Gele dazu neigen, sich zusammenzuziehen, sobald es systemdurchspannende Teilchenketten gibt“, sagt Prof. Dr. Michael Schmiedeberg vom Institut für Theoretische Physik. „Das Wissen darum könnte dazu beitragen, die Herstellungsprozesse von Lebensmitteln noch zu verbessern.“

*Nature Communications: http://dx.doi.org/10.1038/NCOMMS11817

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