Neue Ansichten einer altbekannten Spiralgalaxie

Infrarotbild der Spiralgalaxie Messier 83 aufgenommen mit der HAWK-I Kamera <br>Bild: ESO/M. Gieles, Mischa Schirmer <br>

Die Galaxie Messier 83 (eso0825) befindet sich von der Erde aus gesehen in einer Entfernung von etwa 15 Millionen Lichtjahren im Sternbild Hydra (die Wasserschlange). Mit rund 40.000 Lichtjahren Durchmesser ist sie nur 40 Prozent so groß wie die Milchstraße, ist unserer Heimatgalaxie aber in mehr als einer Hinsicht sehr ähnlich: Sie hat die Form einer Spirale und weist in ihrem Zentrum einen „Balken“ aus Sternen auf.

Unter Astronomen ist Messier 83 insbesondere aufgrund des gehäuften Auftretens von Supernovae bekannt: Im Laufe der letzten 100 Jahre fanden in dieser Galaxie sechs solcher gewaltigen Explosionen statt, mit denen das Leben massereicher Sterne zu Ende geht – ein Rekordwert, der nur von einer einzigen anderen Galaxie übertroffen wird. Aber auch wenn dort gerade keine Supernova-Explosion leuchtet ist Messier 83 eine der hellsten Galaxien in unserer kosmischen Nachbarschaft und schon mit einem Fernglas beobachtbar.

Mit der leistungsstarken Kamera HAWK-I [1] am Very Large Telescope (VLT) der ESO wurde Messier 83 nun im Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums beobachtet. Im Infrarotlicht wird ein Großteil des Staubschleiers, der viele Details von Messier 83 vor uns verbirgt, durchsichtig. Andererseits ist das hell erleuchtete Gas, das heiße junge Sterne in den Spiralarmen umgibt,im Infrarotlicht weniger auffällig. Insgesamt ergibt sich ein Bild, auf dem die Struktur der Galaxie und die Unmengen von Sternen, aus denen sie besteht, besonders gut erkennbar sind. Dieser Scharfblick ist wichtig für Astronomen, die Anhäufungen junger Sternen untersuchen möchten, insbesondere solche Sternhaufen, die in den staubigen Bereichen der Galaxie verborgen sind – eines der Hauptziele der HAWK-I-Beobachtungen [2]. Im Vergleich zu früheren Aufnahmen enthüllt der scharfe Blick von HAWK-I innerhalb der Galaxie eine deutlich größere Anzahl von Sternen.

Die Kombination der riesigen Spiegelfläche des VLT und der herausragenden Beobachtungsbedingungen am Paranal-Observatorium der ESO mit dem großen Gesichtsfeld und der hohen Empfindlichkeit von HAWK-I machen das Instrument zu einer der leistungsstärksten Nahinfrarotkameras der Welt. Seit es 2007 in Betrieb genommen wurde (eso0736), stehen die Astronomen Schlange für die Möglichkeit, HAWK-I nutzen zu können und damit die besten bodengebundenen Infrarotaufnahmen des Nachthimmels zu gewinnen.

Endnoten

[1] Das Akronym HAWK-I steht für High-Acuity Wide-field K-band Imager (etwa “Kamera für das [infrarote] K-Band mit großem Gesichtsfeld und hoher Schärfeleistung”), Technische Details der Kamera sind in einer früheren Pressemitteilung dargestellt (eso0736, auf Englisch).

[2] Die Daten, auf denen dieses Bild basiert, wurden von einem Team eingeworben, das von Mark Gieles (University of Cambridge) und Yuri Beletsky (ESO) geleitet wurde. Mischa Schirmer (Universität Bonn) hat die komplizierte Bildbearbeitung übernommen.

Hintergrundinformationen

Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, sowie VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.

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