Deutsche und russische Physiker erforschen magnetische Eigenschaften vielversprechender Materialien

© TU Dortmund

Ihre Erkenntnisse haben die Physiker in der aktuellen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins Nature Communications veröffentlicht. Der Beitrag ist die erste systematische Arbeit zu den Spin-Eigenschaften der Perovskit-Materialien.

Vor wenigen Jahren wurde gezeigt, dass eine spezielle Klasse von Perovskit-Kristallstrukturen, sogenannte Bleihalogenide, sehr gut Licht in Strom verwandeln kann.

Da die Herstellungskosten niedrig sind, könnten mit ihnen preisgünstige Solarzellen produziert werden. Umgekehrt zeigen die Perovskit-Kristallstrukturen intensive Lichtemission, wenn sie von Strom durchflossen werden. So könnten mit ihnen Leuchtdioden hergestellt werden.

Ihre vielseitige Verwendbarkeit lässt auf weitere Anwendungen hoffen: So sollte Licht dazu genutzt werden können, die Spins von Kristallstrukturen von Ladungsträgern räumlich auszurichten. Damit könnten sie als Speichermedien, sowohl im klassischen als auch Quantenbereich, eingesetzt werden, zu deren Betrieb sehr wenig Energie aufgewendet werden muss.

Dazu müssen die Wissenschaftler mehr über die Spin-Eigenschaften dieser Kristallstrukturen herausfinden. Dafür hat ein Team um Dr. Vasilii Belykh an der TU Dortmund erstmals systematische Experimente durchgeführt, um die Spins selbst und die Wechselwirkung mit ihrer Umgebung zu verstehen.

Konkret haben die Wissenschaftler CsPbBr3-Perovskit-Kristalle untersucht, die an der ETH Zürich hergestellt wurden. Die Physiker beobachteten, was geschieht, wenn kurze, intensive Laserpulse bei niedrigen Temperaturen und in starken Magnetfeldern auf die Kristallstrukturen treffen. Dr. Belykh und seine Kollegen haben herausgefunden, dass die Spins der Elektronen in den

Kristallen einerseits stark auf die Laserimpulse reagieren. Das heißt, dass sich die Spins gezielt beeinflussen lassen. Gerade das macht die Perovskit-Kristalle für einen möglichen Einsatz als Speichermedium interessant. Andererseits zeigen sie auch intensive Wechselwirkung mit den Atomkernen des Kristalls.

Diese Wechselwirkung könnte geschickt genutzt werden, um die Lebensdauer eines magnetischen Speichers noch deutlich zu erhöhen – Information soll schließlich auf einer Festplatte verlässlich gespeichert bleiben.

Wissenschaftler des Ioffe-Instituts in Sankt Petersburg, das im internationalen Sonderforschungsbereich mit der TU Dortmund zusammenarbeitet, konnten die Beobachtungen mit ihren Modellen exzellent beschreiben.

Zur Person:
Vasilii Belykh kam als Postdoktorand 2015 nach Dortmund, um im deutsch-russischen Sonderforschungsbereich 160 zu arbeiten. Nach mehr als drei Jahren ist er im Herbst 2018 nach Russland zurückgekehrt und arbeitet jetzt als senior scientist am P.N. Lebedev-Institut der russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Die engen Verbindungen zu Dortmund bleiben jedoch nach wie vor über gegenseitige Austauschbesuche bestehen.

Prof. Dmitri Yakovlev
Fakultät Physik
Telefon: (0231) 755 – 3534
E-Mail: dmitri.yakovlev@tu-dortmund.de

https://www.nature.com/articles/s41467-019-08625-z

http://www.trr160.tu-dortmund.de
http://dx.doi.org/10.1038/s41467-019-08625-z

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer