Polymer lässt Augenkranke Licht wieder sehen

Elektrisierend: Hilfe für Erblindende in Sicht (Foto: Freestyler, pixelio.de)<br>

Ein photovoltaisches Polymer bietet einen Hoffnungsschimmer für Patienten, die aufgrund degenerativer Augenerkrankungen wie Retinitis Pigmentosa das Augenlicht verlieren.

Denn ein Forscherteam unter Leitung des Italian Institute of Technology (IIT) hat in einer in Nature Photonics veröffentlichten Arbeit gezeigt, dass das Material Rezeptoren einer Ratten-Retina geeignet stimulieren kann, um wieder Licht wahrzunehmen. Das organische Polymer könnte somit langfristig deutlich besser Retina-Implantate ermöglichen.

Da das Material flexibel ist, passt es besser ins Auge als ein steifer Silizium-Chip. Ferner wären Implantate möglich, die im Gegensatz zum bisher einzigen in Europa und den USA tatsächlich zugelassenen Modell „Argus II“ von Second Sight http://2-sight.eu wirklich ohne externe Komponenten auskommen. Zudem könnte der Ansatz eine unglaubliche Auflösung bieten. „Im Prinzip könnte jedes Neuron oder Bipolarzelle angeragt werden, das Kontakt zu unserem Polymer hat“, erklärt IIT-Materialwissenschaftler Guglielmo Lanzani gegenüber pressetext.

Strom für Neuronen

Die meisten kennen photovoltaische Materialien in Form von Solarzellen, also als Mittel zur Stromgewinnung. Das Team um Fabio Benfenati, Leiter des IIT Department of Neuroscience and Brain Technologies, sowie Lanzani hatte aber schon vor einigen Jahren eine völlig andere Idee. Ein geeignetes photovoltaisches Polymer kann bei Beleuchtung Neuronen anregen, wie 2011 gezeigt wurde. Jetzt haben die Forscher Tests durchgeführt, bei denen beschädigte Ratten-Retinas auf eine Polymer-Schicht aufgebracht wurden. Bei Beleuchtung haben die Neronen dann ähnlich reagiert wie in einer gesunden Retina.

Für die aktuell veröffentlichte Arbeit haben die Forscher zwar mit Retinas außerhalb des lebenden Körpers gearbeitet. Doch inzwischen sind erste Experimente mit Polymer-beschichteten Implantaten bei Ratten gestartet, berichtet Technology Review. Insbesondere untersucht das Team dabei, ob der Ansatz wirklich bei Retinitis Pigmentosa – einer degenerativen Augenkrankheit, die im späteren Verlauf meist zur völligen Erblindung führt und an der weltweit geschätzt 1,5 Mio. Menschen leiden – helfen kann.

Implantate ohne Extras

Bewährt sich das Polymer auch in weiteren Experimenten, wäre es sehr interessant für Retina-Implantate. Denn während beispielsweise Argus II und manche andere in Entwicklung befindliche Lösungen zusätzlich externe Komponenten wie Kameras erfordern, könnte der IIT-Ansatz laut Lanzani rein interne Implantate ermöglichen. Dadurch könnten Nutzer ihren Blick auch ganz normal durch Augenbewegung auf bestimmte Objekte richten, ohne beispielsweise wegen einer Kamera den Kopf drehen zu müssen.

Ein weiterer potenzieller Vorteil gegenüber aktuellen und in Entwicklung befindlichen Lösungen ist die Auflösung. Argus II beispielsweise bietet gerade einmal 64 Pixel, der Mikrochip Alpha IMS des deutschen Unternehmens Retina Implant http://retina-implant.de immerhin 1.500. Eine durchgängige Polymer-Beschichtung, die potenziell alle Rezeptoren im Auge wieder auf Licht reagieren lässt, könnte das klar in den Schatten stellen.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.iit.it

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer