Warum uns die Winterdepression fest im Griff hat

Extrem: Fast fünf Monate dauert die dunkle Jahreszeit nun schon an. Der Winter 2012/2013 lässt nicht locker. Er gilt unter Experten als der trübste seit mindestens 43 Jahren, wenn nicht seit Aufzeichnungsbeginn 1951.

Morgen, am 20. März, ist Frühlingsanfang, draußen aber herrscht tiefster Winter. Besonders schlägt der fehlende Sonnenschein auf die Gemüter. Wie wirkt das auf die Psyche der Menschen? „Wenn die Tage kurz und dunkel sind, dann haben wir eine geringere Serotoninausschüttung. Dadurch wird eine niedergedrückte Stimmung angeschoben“, erläutert Professor Wolfgang Schneider, Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin an der Universitätsmedizin Rostock.

Die Produktion des Neurotransmitters Serotonin in den Zellen ist stark vom Lichteinfall abhängig und aufgrund der kürzeren Tage und des geringeren Lichteinfalls im Winter reduziert, so der Spezialist für Psychosomatische Medizin.

Serotonin macht bessere Laune, hebt die Stimmung. Laut Schneider spielt in der jetzigen langen dunklen Jahreszeit auch die vermehrte Produktion des Schlafhormons Melatonin eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Stimmungslage der Menschen. Durch die Dunkelheit an den kürzeren Tagen, zu der sich oft auch Matsch, Regen und Schnee gesellen, bewegen sich die Menschen nicht so wie bei schönem Wetter, beobachtet der Mediziner.

„Doch Bewegung befördert eine gute Stimmungslage, ist hilfreich für eine antidepressive Therapie“, sagt Professor Schneider. Er schlussfolgert dementsprechend: Weniger Bewegung führt auch zu trübseliger Stimmung. Hinzu kommt: Wenn es draußen ungemütlich ist, schränken viele ihre sozialen Kontakte und Aktivitäten ein. Auch das hat Auswirkungen auf eine niedergedrückte Stimmung. „Der Mensch ist im Winterhalbjahr von der Tendenz her eher passiver“, resümiert Schneider. Die positive Nachricht: Trotz des langen und trüben Winters „haben wir aber nicht den Eindruck, dass wir mehr Menschen als üblich wegen Depressionen in der Klinik aufnehmen müssen. Doch den Zusammenhang von langem Winter und depressiven Stimmungen gibt es zweifelsfrei“, unterstreicht der Mediziner.

Nach einem sehr frühen Wintereinbruch mit Schnee Ende Oktober 2012 hätte man laut Wetteregel von einem milden und harmlosen Winter ausgehen können: Schneit's im Oktober gleich, wird der Winter weich. Doch dies sah bereits zu Beginn des meteorologischen Winters Ende Oktober ganz anders aus.

Kontakt
Universitätsmedizin Rostock
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Wolfgang Schneider
Mail: wolfgang.schneider@med.uni-rostock.de
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Fon: +49 (0)381 498 1013
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