Gesundheitsrisiko von Atomversuchen untersucht

Geheime Berichte aus Kasachstan werden in britischem Labor analysiert

Tausende streng geheime Gesundheitsblätter aus dem ehemals sowjetischen Atomtestgebiet in Kasachstan werden im englischen Institute of Cancer Research untersucht. Dabei soll wissenschaftlich belegt werden, in welchem Zusammenhang Krebserkrankungen und Nukleartests miteinander stehen, berichtet BBC.

Von 1949 bis 1989 wurden 470 Nukleartests in der ehemaligen Sowjetrepublik durchgeführt: 26 davon an der Oberfläche, 90 in der Luft und 354 unterirdisch. Insgesamt entsprechen alle Tests einer Sprengkraft von 17 Mio. Tonnen TNT. Nach Angaben der BBC gebe es bereits Hinweise auf Krebserkrankungen und Missbildungen bei Neugeborenen durch mutierte Gene nach Atomversuchen. Die britischen Untersuchungen sollen nun erstmals wissenschaftlich belegen, ob es auch zu einer zunehmenden Kindersterblichkeitsrate und einer höheren Krebsrate kommt.

Insgesamt untersuchen die britischen Wissenschaftler über 50.000 Gesundheitsaufzeichnungen von Bewohnern der Stadt Semipalatinsk, der Stadt, die nur 150 Kilometer vom Atomtestgebiet entfernt liegt. Die Arbeit des britischen Instituts wird von den Vereinten Nationen gefördert, da die Region Semipalatinsk von der UNO-Generalversammlung als „Zone besonderer Besorgnis“ eingestuft wurde. In drei Jahren sollen die ersten Ergebnisse vorliegen.

Heftige Kritik an ungenauen Gesundheitsuntersuchungen und mangelhaften Aufzeichnungen über radioaktive Verseuchung nach Atomtests gibt es auch im Pazifischen Ozean. Nach amerikanischen Atomversuchen auf dem Bikini-Atoll im Jahre 1954 gab es eine radioaktive Wolke über dem benachbarten Rongelap-Atoll. Die dortige Bevölkerung wurde nicht evakuiert. Nach dem radioaktiven Fallout, der sich als schneeähnlicher Niederschlag zeigte, wurden die Bewohner des Atolls zwei Tage später von ihrer Insel weggebracht. 1956 wurde das Atoll wieder von den Einheimischen besiedelt, nachdem die US-Regierung die Insel als „gesundheitlich unbedenklich“ erklärte. Unter den Insulanern durchgeführte Gesundheitsuntersuchungen zeigten ein düsteres Bild: die Plutoniumkonzentration im Harn war zehn Mal höher als die der Bewohner von Bikini. Darüber hinaus gab es auf der Insel vermehrt Fälle von missgebildeten Kindern und Krebs. Die 1973 durchgeführten Gesundenuntersuchungen blieben 14 Jahre lang unter Verschluss. 1985 verließen die Bewohner ihre Insel erneut. Drei Jahre später erklärte die amerikanische Regierung die Insel für sicher. Andere Untersuchungen warnten jedoch vor einer Rückkehr der Bevölkerung, die heute noch immer auf einer anderen Insel lebt.

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Wolfgang Weitlaner pte.monitor

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