Patientenschulung bei Atemwegserkrankungen in Deutschland

„Patientenschulung bei obstruktiven Atemwegserkrankungen in Deutschland“ Pressetext zur Pressekonferenz der Dt Atemwegsliga anlässlich der 43. Tagung der Dt. Ges. für Pneumologie, Bochum, 13. März 2002,

Bochum. Atemwegs- und Lungenkrankheiten zählen mit einer Häufigkeit von 7 Prozent bei chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) und 5 Prozent für Asthma zu den Volkskrankheiten. Im Kindes- und Jugendalter ist Asthma mit einer Prävalenz von 10 Prozent sogar die häufigste chronische Erkrankung. Neueste Analysen zeigen, dass die Symptome bei vielen Patienten mit Atemwegserkrankungen ungenügend kontrolliert und Kenntnisse über Selbsthilfemaßnahmen nur unzureichend vorhanden sind. Dem stehen die positiven Effekte der strukturierten Patientenschulung gegenüber, die nachweislich zur Verminderung der Morbidität und Steigerung der Lebensqualität der Patienten beiträgt. In Deutschland fehlt es jedoch an einem flächendeckenden Schulungsangebot für erwachsene Asthmatiker. Lungenexperten fordern deshalb anlässlich des 43. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie in Bochum die Nutzung strukturierter und evaluierter Schulungsprogramme, vor allem im ambulanten Bereich. Dabei müsse sichergestellt sein, so Prof. H. Worth, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga, dass geprüfte Schulungsprogramme mit hinreichender Qualität unter Einsatz geeigneter Train-the-Trainer-Seminare und geregelten Modalitäten der Nachschulung zum Einsatz kämen. Mit NASA (Nationales ambulantes Schulungsprogramm für erwachsene Asthmatiker) steht nun erstmals ein in der Praxis anwendbares, strukturiertes Schulungsprogramm zur Verfügung, das bundesweit Verbreitung finden soll.

Die Möglichkeiten, obstruktive Atemwegserkrankungen wie chronisch obstruktive Bronchitis (COPD) und Asthma zu diagnostizieren und zu therapieren, waren noch nie gut wie heute. Dennoch bestehen bei vielen Patienten die typischen Symptome trotz Behandlung fort und schränken die Lebensqualität der Betroffenen ein, verursachen Notfalleinsätze und Krankenhauseinweisungen sowie Ausfallzeiten in Schule und Beruf. Lungenexperten sehen deshalb einen dringenden Handlungsbedarf, die Einbeziehung der Patienten in die Bewältigung chronischer Atemwegs- und Lungenkrankheiten durch strukturierte und evaluierte Schulungsprogramme zu verbessern. Um eine durchgreifende Veränderung der Situation zu erreichen, muss die Patientenschulung dort angeboten werden, wo die meisten Patienten mit Atemwegserkrankungen behandelt werden – im ambulanten Bereich.

Ziel der Patientenschulung ist die Vermittlung von Fähigkeiten zur Selbstkontrolle, Anpassung der Medikation an den jeweiligen Schweregrad und Bewältigung plötzlicher Verschlechterungen. Im Rahmen der Schulungsmaßnahmen sollen Patienten ihr Wissen über die Wirkweise und Anwendung der Medikamente verbessern, lernen, Frühsymptome von Verschlechterungen zu erkennen und dagegen gerichtete adäquate Maßnahmen einzuleiten, befähigt werden, mit Emotionen wie insbesondere Angst umzugehen und die Auswirkungen der chronischen Erkrankung auf das soziale und familiäre Leben zu beeinflussen.

Schulungsprogramme für Kinder und Jugendliche mit Asthma gibt es in Deutschland seit 1986. Die „Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter e. V.“ hat seit ihrer Gründung im Jahr 1990 Programme zur Schulung von Eltern und Kindern verschiedener Altersgruppen entwickelt und evaluiert. „Die Evaluationen der Gruppenschulung zeigen“, so Dr. R. Szczepanski, Osnabrück, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung, „dass neben einer Besserung der Symptomhäufigkeit auch die Notwendigkeiten einer Notfallversorgung durch den Hausarzt sowie Krankenhauseinweisungen seltener werden“. Die Asthmaschulung für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern erfolgt bundesweit einheitlich nach den Qualitätskriterien der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung.

Während Schulungen erwachsener Asthmatiker in spezialisierten Kliniken längst zum Standard gehören, konnte sich die ambulante Schulung bei Erwachsenen bisher nicht flächendeckend etablieren. „Die Gründe hierfür“, so Prof. H. Worth, „liegen einerseits in der bisher nicht bundesweit geregelten, leistungsgerechten Vergütung, andererseits im Fehlen eines strukturierten und bundesweit abgestimmten Schulungsprogramms als Voraussetzung für wissenschaftlich abgesicherte Schulungsmaßnahmen“.

Mit NASA (Nationales ambulantes Schulungsprogramm für erwachsene Asthmatiker) haben sich der „Bundesverband der Pneumologen“, die Sektion „Prävention und Rehabilitation der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie“ und die „Deutsche Atemwegsliga“ auf die wesentlichen Inhalte der Schulung erwachsener Asthmatiker geeinigt und ein in der Praxis anwendbares, strukturiertes Schulungsprogramm geschaffen. Grundlage von NASA sind das langjährig erprobte Fürther Asthma-Schulungsprogramm (AFAS), ferner das Schulungsprogramm des Bundesverbandes der Pneumologen und das Bad Reichenhaller Modell.

NASA besteht aus einer Zusammenstellung von Unterrichtskarten für die Patiententrainer, einer Materialsammlung zur Veranschaulichung der Lerninhalte und einem Leitfaden zur Methodik und Didaktik. Der Leitfaden dient der Unterrichtsvorbereitung und -Organisation und beschreibt die Anforderungen hinsichtlich der fachlichen, didaktischen und sozialen Kompetenz der Trainer. Die Visualisierung der Lerninhalte kann flexibel gestaltet werden.

Zentrale Schulungsinhalte, die zu einem adäquaten Verhalten im Umgang mit der chronischen Erkrankung führen sollen, sind:

  • Was ist Asthma?
  • Selbstkontrolle mittels Peak-Flow-Messung
  • Peak-Flow-gesteuerte Dosisanpassung der Medikation an den jeweiligen Schweregrad
  • Korrekte Inhalationstechniken
  • Verhalten im Anfall
  • Wesentliche Medikamente

NASA wird zukünftig als Grundlage für die Trainerseminare der beteiligten Verbände zur Schulung erwachsener Asthmatiker dienen. Mit einer zügigen Implementierung im ambulanten Bereich soll dem vom „Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen“ im Jahr 2001 festgestellten Verbesserungsbedarf der Strukturen für ambulante Patientenschulungs- und Rehabilitationsmaßnahmen bei Atemwegs- und Lungenkrankheiten in einem ersten Schritt begegnet werden.

Weitere Informationen zu NASA sind erhältlich bei:
Deutsche Atemwegsliga e. V.
Burgstraße 12
33175 Bad Lippspringe
Telefon 05252 – 933 615
Fax 05252 – 933 616

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Dr. Ulrich Kümmel idw

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