Zunehmende Resistenz gegen Antibiotika bereitet Experten Sorgen

Die zunehmende Widerstandsfähigkeit (Resistenz) von Bakterien gegen Antibiotika macht den Ärzten derzeit große Probleme.

Dies berichtet Prof. Dr. Volker Schuster von der Universitätskinderpoliklinik Leipzig im Hinblick auf eine bevorstehende Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie. So wirken zum Beispiel früher gut wirksame Antibiotika gegen schädliche Keime auf Intensivstationen nicht mehr. Bestimmte Eitererreger (Staphylokokken) gelten sogar als multiresistent und sind von den Medizinern nur schwer in den Griff zu bekommen. Das gleiche gilt für einige Bakterienarten (Pneumokokken), die eine Lungenentzündung auslösen und die insbesondere durch den Einsatz sogenannter Makrolid-Antibiotika zunehmend resistent werden. Die Makrolid-Antibiotika bekämpfen laut Schuster bakterielle Infektionen zwar schnell, werden jedoch verhältnismäßig langsam im Körper wieder abgebaut und können damit als Grundlage für die Entwicklung resistenter Keime dienen.

Als Ursache sieht Schuster unter anderem die häufig unkritische Verschreibungspraxis der Ärzte. So sei im Jahre 2001 die Rate resistenter Pneumokokken in Deutschland auf 16 Prozent gestiegen. In Asien und einigen mitteleuropäischen Ländern, in denen makrolide Antibiotika nicht verschreibungspflichtig sind, liege diese Rate sogar bei 80 Prozent. Die Resistenzentwicklung werde möglicherweise auch durch die Verfütterung von Antibiotika in der Tiermast begünstigt, so Schuster. Dabei erscheine es etwa bei Pneumokokken besonders schwierig, alle der mehr als 80 verschiedenen Arten mit einem Impfstoff abzudecken. Der neueste Impfstoff wirke gegen sieben Pneumokokkenarten. Für den Experten erscheint es daher keineswegs als ausgeschlossen, dass sich nach einer solchen Impfung andere Arten besonders stark entwickeln. Er empfiehlt den neuen Impfstoff deshalb nur für Risikopatienten.

Schuster setzt sich engagiert für die Einhaltung ständig zu aktualisierender Qualitätsrichtlinien in der antibakteriellen Behandlung ein. Zudem plädiert er für die Einführung der heftig umstrittenen DRG (diagnosis related groups), die eine einheitliche, diagnosebezogene Behandlung von Krankheiten unabhängig vom Therapieort vorschreibt. Das komme nicht nur dem Patienten zugute, der damit rechnen kann, nach neuesten Standards behandelt zu werden, sondern das wirke auch der Kostenexplosion im Gesundheitswesen entgegen, so der Leipziger Kinderarzt.

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