Mit Elektroden im Gehirn gegen Cluster-Kopfschmerz – Hoffnung für therapieresistente Patienten

Bei etwa 75 Prozent der Behandelten bessern sich die Beschwerden dadurch deutlich. Risiken und Nutzen der Therapie diskutieren Experten im Rahmen der 79. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), die vom 20. bis 22. September 2006 in Mannheim stattfindet.

Der Cluster-Kopfschmerz gilt als die schwerste Form des Kopfschmerzes. Schätzungsweise einer von hundert bis einer von tausend Menschen sind betroffen. Heftige Schmerzattacken im Kopf- und Gesichtsbereich überrollen die Betroffenen regelrecht, mitunter bis zu achtmal täglich. Die Schmerzen treten ausschließlich auf einer Seite des Kopfes auf und halten wenige Minuten bis mehrere Stunden an. Betroffen ist vor allem der Bereich um das Auge, es rötet sich und beginnt zu tränen. Oft verstopft oder „läuft“ auch die Nase. Eine aktive Kopfschmerzphase dauert meist vier bis zwölf Wochen. Bei einigen Patienten können dann Monate oder Jahre vergehen, ohne dass ein erneuter Anfall auftritt. Bei anderen liegen höchstens einige Wochen zwischen den einzelnen Phasen.

Es gibt Medikamente zur Behandlung und Vorbeugung der Cluster-Attacken. „Die Tiefenhirnstimulation kommt deshalb nur für Patienten in Betracht, bei denen die herkömmliche Behandlung nicht oder nicht mehr anschlägt“, sagt Professor Dr. med. Guido Nikkhah, Funktioneller Neurochirurg am Neurozentrum des Universitätsklinikums Freiburg. Für diese „therapieresistenten“ Patienten ist der Eingriff mitunter eine letzte Hoffnung, dem Schmerz zu entkommen.

Die Operateure pflanzen die Elektroden in den Hypothalamus ein – ein zentrales Steuerungszentrum des Gehirns. Denn neueren Untersuchungen zufolge scheint der Cluster-Kopfschmerz dort seinen Ursprung zu haben. Entsprechend den Signalen, die sie von außen erhalten, lassen die Elektroden dort entsprechende Ströme fließen. Wie die Tiefenhirnstimulation wirkt, ist nicht genau bekannt. „Bildgebende Untersuchungsverfahren haben gezeigt, dass die Stimulation ein ganzes Netzwerk an Aktivierungen und Deaktivierungen zur Folge hat“, erläutert Guido Nikkhah. „Um die Zusammenhänge genau zu verstehen, ist aber noch viel Forschungsarbeit notwendig.“

Einige Patienten benötigen zusätzlich weiterhin Medikamente, allerdings in sehr viel geringeren Dosen als zuvor. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Im Gegensatz zu älteren Methoden – früher zerstörte man die betroffenen Bereiche im Gehirn teilweise – ist es umkehrbar. Bleibt der erwünschte Erfolg der Behandlung aus, kann der Arzt die Elektroden wieder entfernen. Professor Nikkhah wird seine Erfahrungen mit der neuen Behandlungsmethode auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie im September in Mannheim vorstellen.

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idw

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