Millimeterarbeit im Kampf gegen Prostatakrebs: Schonende Operationen durch modernste Technik
Prostatakrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern. Die operative Entfernung der Prostata, die Prostatektomie, stellt eine sichere und weit verbreitete Behandlungsmöglichkeit dar, wenn sich der Krebs auf die Prostata beschränkt.
Die offene Operation oder die laparoskopische Entfernung der Prostata (Bauchspiegelung unter Einsatz besonderer Instrumente, die über kleine Schnitte im Bauchbereich eingesetzt werden) sind die bisherigen Standardtherapien. Bei der offenen Operation wird über einen Unterbauchschnitt die Prostata mit Samenblasen und ggfs. mit den Lymphknoten entfernt. Durch verbesserte OP-Techniken konnte dieser Eingriff in den letzten Jahren deutlich sicherer und mit geringeren Komplikationsraten weiter verbessert werden. Ein Unterbauchschnitt ist jedoch bei der herkömmlichen OP-Technik mit einer Länge von ca. 15 cm erforderlich.
Da Vinci® Prostatektomie: Eine Weiterentwicklung der Laparoskopie
Die Roboter-assistierte Entfernung der Prostata stellt heute die Weiterentwicklung der konventionellen Laparoskopie dar. Bei Da Vinci® handelt es sich um eine hochmoderne, minimal invasive OP-Technik zur Entfernung der Prostata. In diesem Verfahren werden die laparoskopischen Vorteile mit den Vorteilen der offenen Schnittoperation kombiniert.
Beim Da Vinci®-System sitzt der Operateur an einer Konsole und steuert millimetergenau die exakt justierten Roboterarme mit den Operationsinstrumenten. Der Operationsbereich wird vom System dreidimensional abgebildet, so dass der Operateur durch die geschlossene Bauchdecke hindurch eine optimale räumliche Sicht hat. Ein speziell geschultes OP-Team unterstützt den Operateur unmittelbar am OP-Tisch.
„Mittlerweile haben wir innerhalb von drei Monaten 40 Patienten mit dem modernen Verfahren operiert und wir sind von den guten Ergebnissen überzeugt: Geringere Schmerzen, minimaler Blutverlust, exakte Schnittführung unter Schonung des Nervengewebes, gute Sicht für den Operateur sind einige der Vorteile des Systems. Je präziser ein Verfahren, umso geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Nebenwirkungen, wie Inkontinenz oder Impotenz.
Deshalb bieten wir dieses Verfahren zukünftig bundesweit standardmäßig zur Behandlung des auf die Prostata begrenzten Karzinoms an.
Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass die Patienten mit der größtmöglichen Qualität behandelt werden und sich von der Operation schnell wieder erholen. Mit dem Da Vinci®-System dauert der Krankenhausaufenthalt im Schnitt nur 5 Tage im Vergleich zur offenen Operation (10 – 14 Tage). Nach unserer Erfahrung sind manche Patienten schon am Abend nach der OP erstmals wieder auf den Beinen“, erläutert Professor Michael Stöckle, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie im saarländischen Universitätsklinikum.
In wenigen Jahren hat sich dieses OP-Verfahren in zahlreichen Ländern durchgesetzt. Allein in den USA erfolgen heute routinemäßig in über 200 Krankenhäusern Operationen mit dem Da Vinci® – System. In 2005 wurden bereits ca. 20 000 radikale Prostatakrebs Operationen in den USA durchgeführt. Nach nur wenigen Jahren erfolgten somit ca. 30% aller radikalen Prostatektomien mit dem Da Vinci® – System. Auf Grund der exzellenten Ergebnisse wird für 2006 mit einem Anstieg auf über 50% gerechnet.
„Diesem Roboting-System gehört auch in Deutschland die Zukunft“, ist Professor Michael Stöckle überzeugt. Er ist sich sicher, dass sich das Verfahren für die Prostataoperation an großen Zentren in Deutschland als Standard etablieren wird. Momentan nimmt Homburg hier bundesweit eine Vorreiterrolle ein.
Professor Stöckle und der zuständige Oberarzt Privatdozent Dr. Stefan Siemer prüfen auch andere Einsatzmöglichkeiten des Hochtechnologiesystems. „Neben der Prostatektomie werden wir unseren Patienten in Zukunft auch die Entfernung der Blase (Zystektomie) mit Harnableitung, organerhaltende Nierenoperationen, Nierenentfernungen aber auch rekonstruktive Eingriffe wie u. a. Nierenbeckenplastiken mit dem Da Vinci® – System anbieten können.
Kontakt:
Professor Dr. Michael Stöckle, Oberarzt PD Stefan Siemer, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Telefon: 06841 1624702
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Weitere Informationen:
http://www.uni-saarland.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
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