Psychisch kranke Patienten werden gemeinsam betreut

Fünf Kliniken und Institute des Universitätsklinikums Heidelberg schließen sich zum „Zentrum für Psychosoziale Medizin“ (ZPM) zusammen

Am Universitätsklinikum Heidelberg ist das „Zentrum für Psychosoziale Medizin“ (ZPM) gegründet worden. Dabei handelt es sich um die bundesweit erste Einrichtung, in der alle psychisch kranken Patienten stationär und ambulant über Klinikgrenzen hinweg gemeinsam von Ärzten verschiedener Fachrichtungen (Psychosomatik, Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie) behandelt werden. Gleichzeitig bleibt die enge Verbindung der Psychosomatik zur Inneren Medizin bestehen.

Der Patient profitiert von dieser eng vernetzten Zusammenarbeit, denn für seine Behandlung bringen die Spezialisten ihre verschiedenen Sichtweisen, Methoden und Lösungsansätze psychischer Erkrankungen ein. Geplant ist die Einrichtung einer gemeinsamen Leitstelle, die nach einer ersten Untersuchung den Patienten den geeigneten Spezialisten im ZPM zuweist. „Die Patienten finden künftig schneller die richtige Tür“, erklärte Professor Dr. Rolf Verres, Ärztlicher Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie im ZPM bei einer Pressekonferenz am 16. Dezember 2004 anlässlich der Eröffnung des Zentrums.

„Diese Zentrumsbildung hat Modellcharakter für weitere interdisziplinäre Zentren, die wir in naher Zukunft einrichten werden“, sagte Professor Dr. Eike Martin, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg und wies auf das bereits bestehende Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) hin, das derzeit eine interdisziplinäre Behandlung von krebskranken Patienten aufgebaut wird. Die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan setzt auf die größeren Gestaltungsmöglichkeiten des neuen ZPM durch das gemeinsame Budget und die effektive Bündelung aller Kräfte.

Behandlungszentrum für Patienten mit Ess-Störungen wird 2005 eingerichtet

Das Zentrum zeichnet sich zudem durch gemeinsame Forschungsschwerpunkte aus. Dazu gehören u.a. die Erforschung der Psychotherapie, Projekte zur Wahrnehmung und Behandlung von Schmerz sowie zur gestörten Entwicklung von Kindern und innerhalb der Familie und ihrer Therapie.

Schon in der Vergangenheit gab es wegweisende Kooperationen über Klinikgrenzen hinweg. So werden seit vergangenem Jahr Patienten im Alter von 12 bis 28 Jahren im gemeinsamen Frühbehandlungszentrum der Kinder- und Jugendpsychiatrie (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Franz Resch) und der Erwachsenenpsychiatrie (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Christoph Mundt) betreut. Als vorrangiges Projekt ist für das kommende Jahr die Einrichtung eines Behandlungszentrums für Ess-Störungen geplant.

Klinik für Psychosomatische Medizin behält ihre enge Verbindung zur Inneren Medizin

Dem Zentrum gehören die Kliniken und Abteilungen des Heidelberger Klinikums mit ca. 450 Mitarbeitern an. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 2.000 Patienten stationär betreut; dazu kamen rund 12.000 teilstationäre Patientenaufenthalte sowie ca. 19.000 Ambulanzbesuche. Die meisten Kliniken haben ihren Standort im Altklinikum Bergheim oder in der Nähe. Ausnahme ist die Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin, die – eine Heidelberger Besonderheit – neben ihrem Standort im Altklinikum nach wie vor Ambulanzen und Stationen in der Medizinischen Klinik im neuen Klinik-Campus jenseits des Neckars betreibt und dort die gemeinsame Patientenbetreuung mit anderen Fachdisziplinen der Inneren Medizin weiterführt.

Das Zentrum für Psychosoziale Medizin, dessen Leitung dem Klinikumsvorstand unterstellt ist, hat ein eigenes Budget und eine eigene kaufmännische Leitung. Amtierender Zentrumsvorstand sind Professor Dr. Christoph Mundt (Ärztlicher Direktor Allgemeinpsychiatrie), Professor Dr. Wolfgang Herzog (Stellvertreter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin), Pflegedienstleiter Ronald Eichstädter sowie die künftige kaufmännische Leitung.

Unter dem Dach des neuen Zentrums haben sich folgende fünf Abteilungen des Klinikums zusammengeschlossen:

  • Klinik für Allgemeine Psychiatrie mit Poliklinik (Professor Dr. Christoph Mundt)
  • Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Professor Dr. Franz Resch)
  • Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin (Professor Dr. Wolfgang Herzog), die aus der Zusammenführung der früheren Abteilungen Innere Medizin II (Schwerpunkt Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin) und der Abteilung Psychosomatik hervorgegangen ist
  • Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie (Professor Dr. Manfred Cierpka).

Fusion der Psychosomatischen Klinik / Forschungsstelle für Psychotherapie wird integriert

Neu ist der Zusammenschluss der bisherigen Abteilung für Psychosomatik, deren Ärztlicher Direktor Professor Dr. Gerd Rudolf vor wenigen Monaten in den Ruhestand getreten ist, mit der Abteilung Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin der Medizinischen Universitätsklinik, die von Herrn Prof. Dr. Wolfgang Herzog geleitet wurde. Die neue Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin wird von Professor Dr. Wolfgang Herzog geleitet.

Neu ist auch die Integration der Forschungsstelle für Psychotherapie (FOS) in das Zentrum für Psychosoziale Medizin, die in diesem Jahr von Stuttgart nach Heidelberg übergesiedelt ist. Dort ist sie dem Direktor der Abteilung Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie, Professor Dr. Manfred Cierpka, zugeordnet. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Qualitätssicherung bei der Psychotherapie sowie der Einsatz moderner Kommunikationsmedien wie E-Mail, Internet, SMS für die Betreuung psychisch kranker Menschen nach deren Entlassung aus der Klinik

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Dr. Annette Tuffs idw

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