"Urolizer" preisgekrönt

And the winner is: der Urolizer <br>(c) Raumedic

Es ist eine Erfolgsstory, wie sie an deutschen Universitäten eher selten ist: Vor zwei Jahren demonstrierte Dr. Norbert Laube von der Experimentellen Urologie der Universität Bonn auf der MEDICA mit einer Handvoll Reagenzien und einem Photometer, wie er damit das aktuelle Harnsteinrisiko eines beliebigen Patienten in Minutenschnelle bestimmt. Ein Jahr später konnte er zusammen mit den Firmen NTTF und Theisen Physikalische Technologie schon ein kompaktes und einfach zu bedienendes Funktionsmuster des Messgeräts vorstellen. Inzwischen hat der „Urolizer“ den Sprung in die Serienreife geschafft. Seine Erfinder werden dafür heute in Mainz mit dem 2. Preis im Innovationswettbewerb Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Ohne Glück geht es manchmal nicht: Dr. Laubes Standnachbarn auf der MEDICA 2002 waren Dr. Udo Grabowy und Dr. Heinz Busch. Die beiden Absolventen der Universität Bonn sind Gründer ebenjener Firma NTTF, die nach der Medizin-Messe Laubes Projektpartner werden sollte. „Wir kamen ins Gespräch, und die beiden waren von dem Messprinzip sofort angetan“, erinnert sich der Wissenschaftler der Experimentellen Urologie. Zusammen mit der Firma Theisen Physikalische Technologie entwickelten die Partner den Laboraufbau zu einem kompakten und ergonomischen Funktionsmuster weiter. Bereits auf der MEDICA 2003 erregten sie damit großes Aufsehen. So kam auch das Interesse der Raumedic AG zustande, in das Projekt einzusteigen und den „Urolizer“ in Serie zu produzieren.

Einfaches Messprinzip

Das Funktionsprinzip des „Urolizers“ ist einfach. Bislang analysieren Mediziner in der Urinprobe eines Patienten eine Handvoll biochemischer Werte, mit denen sie das Steinrisiko in Etwa abschätzen können – eine aufwändige und ungenaue Methode, denn nicht alle Risikofaktoren sind bekannt. „Wir gingen daher einen anderen Weg“, erklärt Dr. Laube: „Für unseren Test muss man die einzelnen Faktoren gar nicht kennen. Wir messen das Risiko, indem wir direkt in der unbehandelten Urinprobe Kristalle züchten. Je leichter dies gelingt, desto höher die Gefahr, dass der Patient neue Steine bildet.“

Das Gerät berechnet aus nur zwei Messparametern den BONN-Risk-Index, der genau sagt, wie hoch die Steingefahr für den Patienten momentan ist. Das Ganze funktioniert schnell, exakt und kostengünstig, so dass der Arzt den Erfolg einer Diät oder der verschriebenen Medikamente individuell kontrollieren und optimieren kann. Der BONN-Risk-Index wurde von Dr. Laube an der Bonner Urologischen Klinik entwickelt; das Verfahren ist inzwischen zur Bestimmung des Harnsteinrisikos weltweit anerkannt. „In Zukunft wollen wir das Gerät soweit verfeinern, dass es dem Arzt noch weitere Urin-Analysedaten an die Hand geben kann“, erklärt Dr. Busch.

Immerhin 5 Prozent aller Deutschen machen mindestens einmal in ihrem Leben schmerzhafte Bekanntschaft mit einem Harnstein; die Tendenz ist steigend. Die Ursache sind kleine Kristalle, die sich in den Nieren bilden und mit der Zeit zu immer größeren Steinen heranwachsen. Wenn sie auf dem Weg den Harnleiter hinab in die Blase wandern, sind die Symptome meist dramatisch: unerträgliche Schmerzen, blutiger Urin und Brechreiz. Oft bleibt es nicht bei einer einzigen Episode. Durch eine Umstellung der Ernährung und/oder Medikamente lässt sich das Risiko einer erneuten Steinbildung aber drastisch senken.

Kontakt:

Dr. Norbert Laube
Abteilung für Experimentelle Urologie
Klinik und Poliklinik für Urologie der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-9106
E-Mail: norbert.laube@ukb.uni-bonn.de

Dr. Heinz Busch
NTTF – New Technologies In Thin Films
Telefon: 02224/968881
E-Mail: heinz.busch@nttf.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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