EU-Projekt vereint Veterinär- und Humanmediziner im Kampf gegen Zoonosen

In dem neuen Exzellenznetzwerk MED-VET-NET, das unter dem vorrangigen Themenbereich „Lebensmittelqualität und -sicherheit“ des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wird, werden zum ersten Mal human- und veterinärmedizinische Fachkenntnisse im Kampf gegen Zoonosen vereint.

Bei Zoonosen handelt es sich um Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können und für einige sehr ernste Probleme der öffentlichen Gesundheit verantwortlich sind. Viele von ihnen befallen Nutztiere und werden über Nahrungsmittel übertragen, wie z.B. Salmonellen. Ferner wurde in Forschungsprojekten herausgefunden, dass knapp zwei Drittel der bekannten menschlichen Pathogene zoonotisch sind.

„Die Bekämpfung dieser Krankheiten wird durch die „Trennung“ zwischen Humanmedizin und Veterinärwissenschaften gehemmt. Wissenschaftler, die den Krankheitsausbruch beim Menschen überwachen, scheinen in keinerlei Verbindung zu den Spezialisten zu stehen, die die Krankheiten auf Bauernhöfen kontrollieren. Die Rückverfolgung bis zur Krankheitsquelle sowie die Vorhersage von Ausbrüchen sind immer sehr schwierig“, erklärte André Jestin, Projektkoordinator von der Agence Française de Securité Sanitaire des Aliments (AFSSA) . „Unter dem Sechsten Rahmenprogramm werden jedoch zum ersten Mal human- und veterinärmedizinische Fachkenntnisse zu sämtlichen Zoonosen in einem Exzellenznetzwerk vereint. Mit diesem Schritt werden wir unsere Fähigkeit zum Verständnis und zur Bekämpfung dieser Krankheiten enorm verbessern können.“

Die Europäische Kommission wird in den kommenden fünf Jahren 15 Millionen Euro in MED-VET-NET fließen lassen. 150 Wissenschaftler aus zehn EU-Ländern sind an dem Projekt beteiligt, das ein virtuelles Institut für die Integration der europäischen Veterinär-, medizinischen und Lebensmittelwissenschaft einrichten wird.

Derzeit stellt die Fragmentierung der Ressourcen und Fachkenntnisse ein großes Problem beim Studium der Zoonosen dar. Jährlich werden auf Bauernhöfen und in Krankenhäusern von verschiedenen Instituten mehrere zehntausend Proben entnommen, die jedoch kaum jemals verglichen werden. Diese mangelnde Zusammenarbeit ist nicht nur bei human- und veterinärmedizinischen Studien offensichtlich, sondern auch in Wissenschaftszweigen, in denen verschiedene Typen von Organismen vertreten sind, wie z.B. in der Virologie, Bakteriologie und Parasitologie. Dies ist bedauerlich, da die Dynamik der Krankheiten übereinstimmt und es gleiche Verfahren zum Studium dieser Krankheiten gibt. Für manche Verfahren, wie beispielsweise die DNA-Sequenzierung, sind teure Geräte erforderlich, die große Datenmengen erzeugen.

Das Ziel von MED-VET-NET liegt daher in einer besseren Nutzung der Ressourcen, indem die Einrichtungen international gemeinschaftlich genutzt, Referenzmaterialarchive zentralisiert und Verfahren standardisiert werden, um Informationen zu bündeln.

„Über das Netzwerk werden dort, wo eine internationale Zusammenarbeit von Vorteil sein könnte, gemeinsame Forschungsprojekte ins Leben gerufen, beispielsweise mithilfe von „geographischen Informationssystemen“, um die Verteilung der Krankheitsausbrüche in Europa zu erforschen. MED-VET-NET bedeutet, dass alle Partner Zugang zu den neuesten Kenntnissen und besten Einrichtungen hinsichtlich aller Zoonosen haben. Das Team hofft, dass das Netzwerk zur Einrichtung eines dauerhaften internationalen Instituts sowie zu zentralisierten Überwachungssystemen führen wird“, schloss Dr. Jestin.

Media Contact

André Jestin AFSSA

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