Erstes Osteoporose-Zentrum an deutscher Universitätsklinik

Planungen zu einer Einrichtung für eine unterdiagnostizierte und untertherapierte Krankheit

Eine lange im Abseits stehende Krankheit rückt in den Mittelpunkt der gesundheitspolitischen Diskussion: die Osteoporose wird mittlerweile von der WHO als eine der zehn wichtigsten Volkskrankheiten eingestuft. In Deutschland sind jede dritte Frau und jeder fünfte Mann davon betroffen, allein in Bayern leiden 750.000 Menschen an der Erkrankung des Skelettsystems, die mit einer Verminderung von Knochensubstanz einhergeht und dadurch zu einer hohen Frakturanfälligkeit führt. Es wird geschätzt, dass von etwa 7 Millionen Osteoporose-Patienten nur 1,5 Millionen diagnostiziert und 1,2 Millionen behandelt werden. Eine Unterversorgung, die sich nicht zuletzt darin widerspiegelt, dass es an keiner deutschen Universität eine einschlägige Forschungseinrichtung gibt.

Die im Zusammenhang mit Knochenbrüchen entstehenden Folgekosten für Akutversorgung, Rehabilitation und eventueller Pflege liegen in Deutschland bei etwa 5 Milliarden Euro – Kosten, die durch eine adäquate Prävention, Diagnostik und Therapie um ein Vielfaches gesenkt werden können. Nun plant das Klinikum der Universität München mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst das erste Osteoporose-Zentrum in Deutschland. „Wir versuchen, mit den Ärzten Vorteile für den Patienten, aber auch ökonomische Profite für das Gesundheitssystem zu verbinden,“ so Günter Auburger, Verwaltungsdirektor des Klinikums der Universität München. „Gerade in Zeiten des drastischen Umbaus unseres Gesundheitssystems muss über neue Versorgungsmodelle nachgedacht werden. Und wenn durch eine gezielte Prävention, Forschung und Behandlung der volkswirtschaftliche Schaden minimiert werden kann, macht es doch Sinn, bei der Osteoporose-Behandlung ähnliche Wege wie schon bei den Volkskrankheiten Diabetes oder Schlaganfall einzuschlagen „, so Auburger, der mit 670 Millionen Euro einen der größten deutschen Klinikhaushalte verwaltet. „Doch bisher sehen wir unsere Leistungen finanziell nicht abgebildet. So muss die Finanzierung des Osteoporose-Zentrums in den unmittelbar vor uns liegenden Gesprächen mit den Krankenkassen verhandelt werden, bevor wir einzelne Leistungen anbieten können.“

Am Klinikum der Universität München werden seit 1982 in der osteologischen Ambulanz der Medizinischen Klinik III jährlich etwa 3.500 Osteoporose-Patienten behandelt. Das geplante Zentrum würde es ermöglichen, interdisziplinär Patientenversorgung, Forschung und Lehre zu etablieren: „Der Knochen gehört nicht nur den Spezialisten“, so Professor Dr. Reiner Bartl, Leiter der Ambulanz. „Vielmehr müssen Orthopäden, Radiologen, Gynäkologen, Kinderärzte, Dermatologen, Labormediziner und Vertreter der Rehabilitation ihr Spezialwissen einbringen. Dies ist in nahezu allen europäischen Ländern schon längst Routine und Deutschland muss schnellstens den letzten Platz verlassen.“

Media Contact

S. Nicole Bongard idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenchen.de

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