Menschliches Hirn ist "Dual-Prozessor-System"

Forscher erklären Entscheidungs-Schwierigkeiten

Kip Smith von der Kansas State University will herausgefunden haben, warum manchmal Entscheidungen besonders schwer fallen. Seinen vorläufigen Forschungsergebnissen zu Folge sind die menschlichen kognitiven Prozesse noch komplexer als bisher angenommen. Smith und seine Kollegen haben demnach herausgefunden, dass das Hirn nicht etwa über ein einheitliches Entscheidungssystem verfügt, sondern mit zwei getrennten neuronalen Netzen ausgestattet ist. „Es gibt nicht nur einen Entscheidungsmechanismus“, so Smith, „wir sind zumindest zwiespältig“.

Das eine Netz entstand in einer frühen Phase der Evolution und ist emotional geprägt, während das andere faktenorientiert und evolutionär relativ jung ist. Unter der Annahme, dass starker Blut-Fluss mit hoher neuronaler Aktivität korreliert, haben die Forscher Versuchspersonen gewissen Stimulationen (Risiko, Gewinn, Verlust) ausgesetzt. Dabei wurden die Blutströme in den Gehirnen mit Positrons-Emissions-Tomographen beobachtet. Beispielsweise wurden zwei unterschiedliche Hirnregionen bei der Frage, ob die Personen für die Chance auf einen Gewinn Geld setzen sollen, aktiviert. Der eine Teil ist bei vielen Säugetieren vorhanden, während der andere, evolutionär junge, Menschen von anderen Tieren unterscheidet. Er wird insbesondere zur Lösung mathematischer und anderer abstrakter Aufgaben genutzt.

Im Zuge der Tests arbeiteten die beiden Systeme gut zusammen. Smith meint aber, dass die Aufgaben im echten Leben deutlich komplexer seien als die in seinen Versuchen. Entsprechend könnten die beiden neuronalen Netze zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen und dadurch Entscheidungen schwierig machen. Die Wiener Psychologin Marion Kern, die wie Smith auch über eine wirtschaftwissenschaftliche Ausbildung verfügt, sagte im Gespräch mit pressetext.austria: „Wenn sich die Theorien in weiteren Untersuchungen bestätigen, wird es erst richtig spannend. Wie interagieren die beiden neuronalen Netze miteinander? Welche situationsspezifischen Faktoren und Dominanzverhältnisse gibt es?“

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Daniel A. J. Sokolov pressetext.austria

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