Nervenfreilegung verhindert Amputationen bei Diabetes

Eine neuartige Therapie gegen Nervenschädigungen bei Diabetes mellitus bietet die Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover an. Durch Freilegung von Nerven können Patienten mit Schmerzen und nicht mehr heilenden Wunden vor Amputationen geschützt werden. Die MHH-Klinik wendet im Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und der Klinik für Hepatologie und Endokrinologie das in der USA entwickelte Konzept der vorsorglichen Nerven-Entlastung an.

In Deutschland leiden mehr als vier Mio. Menschen an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Bei 30 bis 50 Prozent entwickelt sich die diabetische Nervenschädigung, genannt Neuropathie. Häufigste Symptome sind zuerst ein lästiges Kribbeln, später oft extreme Brennschmerzen und weitgehende Gefühllosigkeit an Händen und Füßen. Der Verlust der Schutzsensibilität ist die Hauptursache für das diabetische Fußsyndrom, verbunden mit Infektionen und Geschwüren. Mehr als 25.000 Amputationen an Fuß, Unter- oder Oberschenkel werden allein in Deutschland durchgeführt. Da die gesundheitliche Belastung bei einer Amputation extrem hoch ist, sterben laut Kontrollstudien mehr als 30 Prozent der Diabetiker innerhalb von zwei Jahren, nach einer Unterschenkelamputation. Die Behandlungskosten sind zudem sind enorm.

Eine diabetische Nervenschädigung kann zwar durch Medikamente verlangsamt werden, aber auch bei guter Blutzuckereinstellung schreitet sie unumkehrbar fort. „Es ist tierexperimentell und klinisch eindeutig bewiesen, dass die diabetische Neuropathie auch durch die langandauernde Nerveneinengung verursacht sein kann. Hier ist ein wirksamer Therapieansatz möglich“, erklärt Experte Peter Vogt von der Plastischen, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der MHH-Klinik Hannover. „An anatomisch vorgegebenen Engstellen, etwa im Verlauf nahe des Knochens, kommt es zu einer chronischen Druckschädigung des diabetischen Nervens.

„Mit einer Entlastung des Nervens wird die Ursache der Schädigung beseitigt“, betont Professor Vogt mit Blick auf die Entwicklung des Therapieansatzes von Lee A. Dellon. Mit der Entlastung der Bein-Nerven wird eine Nervenlösung bewirkt, die eine deutliche Schmerzlinderung und die Wiederkehr der Schutzsensibilität zur Folge hat. „Bisher wurden in den USA schon mehr als 1.000 Patienten operiert, in mehr als 80 Prozent der Fälle besserten sich die oft kaum erträglichen Schmerzen deutlich.

Auch war keine Amputation mehr notwendig“, erklärt Andreas Gohritz, Arzt in der MHH-Klinik für Plastische, Hand-und Wiederherstellungschirurgie. Voraussetzung für eine Operation ist der Nachweis einer Nervenkompression an Hand oder Bein als Ursache für eine Neuropathie sowie eine adäquate Blutzuckereinstellung und Beindurchblutung, um eine gute Wundheilung zu erreichen. Jeder Patient wird neurologisch und chirurgisch untersucht. Das Ausmaß der Neuropathie wird durch ein speziell entwickeltes Sensibilitätsgerät (PSSD) bestimmt und dokumentiert.

Media Contact

Sandra Haas pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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