Neue Behandlungsstrategie für Nierentransplantierte: Medikamente sind bereits in geringer Dosis sehr wirkungsvoll

Davon berichten jetzt Prof. Henrik Ekberg von der Lund University in Malmö, Schweden und Prof. Ulrich Frei von der Charité – Universitätsmedizin Berlin im „New England Journal of Medicine“.* Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus 15 Ländern haben sie eine Studie an insgesamt 1645 Patientinnen und Patienten durchgeführt. „Allein in Deutschland haben sich 316 Betroffene an der Untersuchung beteiligt“, erklärt Frei, der Leiter der klinischen Prüfung in Deutschland. „Nun haben wir wich­tige Ergebnisse, die die medikamentöse Therapie nach der Nierentransplantat­ion entscheidend voranbringen werden.“

Wird ein Patient transplantiert, muss er sein Leben lang Medikamente nehmen. Diese so genannten Immunsupressiva unterdrücken das eigene Immunsystem und verhindern so, dass das neue Organ als Fremdkörper erkannt und abgestoßen wird. Das Problem: Einige der bekannten Immunsupressiva haben Nebenwirkungen und sind vor allem schädlich für die Nieren. „Es gibt daher bislang keinen Königsweg für die Behandlung der nierentransplantierten Patienten“, erklärt Frei das Dilemma. „Wir suchen ständig nach einer optimalen Dosis, die die Abstoßung effizient unterdrückt und dennoch der neuen Niere nicht allzu großen Schaden zufügt.“

Die Studie, die vier Jahre gedauert hat, sollte neue Wege aufzeigen. Dabei wurden die Patienten in Gruppen aufgeteilt und vom ersten Tag der Transplantation an mit drei verschiedenen Immunsupressiva in besonders niedrigen Dosierungen behan­delt. Als Vergleich diente eine Gruppe mit herkömmlicher, hoch dosierter Therapie. Nach einem Jahr überprüften die Wissenschaftler anhand der Nierenfunktion, inwieweit bei den verschiedenen Medikamenten eine, das Organ schädigende, Nebenwirkung aufgetreten war. Zusätzlich betrachteten sie das so genannte Transplantatüberleben. Es ist ein Maß dafür, ob die Abstoßung erfolgreich vermie­den werden konnte. Das erstaunliche Resultat: Viel hilft nicht viel – geringe Dosen dieser Medikamente verhindern bereits höchst effizient die Abstoßung und führen so zu deutlich weniger Nebenwirkungen. „Eine Erkenntnis, die die Gesundheit und die Lebensqualität unserer nierentransplantierten Patienten deutlich verbessern könnte“, sieht Frei optimistisch in die Zukunft. Weitere Studien müssen nun zeigen, ob die geringe Dosierung auch nach mehrjähriger Behandlung noch ausreichend ist.

* Ekberg et al.: Reduced Exposure to Calcineurin Inhibitors in Renal Transplantation: N Engl J Med 2007; 357:2562-75

Kontakt
Prof. Ulrich Frei
Klinikdirektor der Med. Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin CVK
Charité –
Universitätsmedizin Berlin
Tel.:030 – 450 553 091
ulrich.frei@charite.de

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Kerstin Endele idw

Weitere Informationen:

http://www.charite.de

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