Problemlöser Oberfläche – Zukunftsarena setzt auch auf Geckos, Selbstheilung und Multifunktionen

Entsprechende Visionen und Impulse aus der Wissenschaft treffen bei der 1. „Zukunftsarena Oberflächentechnik“ auf potenzielle Industriepartner. Bei der neuartigen Transferveranstaltung mit insgesamt 10 Schwerpunktthemen werfen zum Teil fast unglaublichen Visionen ihre Schatten voraus.

Zukunftsforscher Dr. Karlheinz Steinmüller, der am 14. September im Bio-Seehotel Zeulenroda/Thüringen als erster Referent in die Arena tritt, sieht die Entwicklung der Oberflächentechnik nicht allein nur von technischen Machbarkeiten, sondern durch gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Trends bestimmt.

Seine Generalvision: „Mit neuartigen Oberflächen althergebrachte Probleme lösen helfen“. Um das am Beispiel Energieeffizienz zu illustrieren, bemüht der Wissenschaftler „Fundstücke aus der Zukunft“, darunter bionische Häuser, deren Oberflächen nicht nur klimatisieren, sondern auch Kraftstoffe erzeugen und im Inneren sogar durch Flimmerhärchen anfallenden Schmutz gezielt der Entsorgung zuführen können. “Warum soll es eines Tages nicht auch Raumfahrer geben, die mit funktionalen Textilien als Hitzeschild ausgerüstet, allein und ohne Landekapsel aus dem Orbit auf die Erde „absteigen“? – fragt der Berliner Experte, der in absehbarer Zeit Oberflächen mit Displayfunktion nicht nur in Verkehrsmitteln für möglich und nützlich erachtet. Wie wär´s zum Beispiel auch mit Videotattoos, die die private Kommunikation unterstützen oder der Werbewirtschaft völlig neue Dimensionen ermöglichen?

Beim Dialog zwischen visionärer Materialwissenschaft und Industrie, veranstaltet vom BMBF-geförderten regionalen Wachstumskern J-1013 Surface Technologies Net (www.thgot.de), spielt die Übertragung von Wirkmechanismen aus dem Pflanzen- und Tierreich auf technische Prozesse eine wichtige Rolle. So haben Wissenschaftler des in Saarbrücken ansässigen Leibniz-Instituts für Neue Materialien (INM) der Natur ein einzigartiges Haft- und Klebeprinzip abgeschaut, das den Umgang mit Oberflächen in vielen Industriezweigen revolutionieren kann. Nach dem gleichen physikalischen Prinzip, mit dem Geckos sich mühelos über Kopf oder an senkrechten Wänden halten, werden künftig ohne Einsatz von Kleber vielfältige Materialverbindungen möglich.

Beim Gecko-Prinzip, so INM-Geschäftsführer Prof. Eduard Arzt vorab, sei im Vergleich mit den bekannten post it-Klebezettel jedoch eine bis zu 100-fach stärkere Bindewirkung realistisch. Die neue Haftkraft werde überall dort auf Interesse stoßen, wo rückstandsfreie Verbindungen benötigt werden, die jederzeit zu öffnen und wieder zu schließen sind – in der Medizin, im Fahrzeug- und Maschinenbau sowie in zahllosen anderen Bereichen.

In der Zukunftsarena werden neueste Forschungsergebnisse zu Oberflächen als Impulsgeber für Innovationen und neue Funktionen vorgestellt und umgekehrt Erwartung der Industrie an die Wissenschaft thematisiert. Polymer-basierte Technologien, so der Veranstalter, könnten in 10 bis 15 Jahren für holographische Sicherheitsmerkmale ebenso eingesetzt werden wie für druckbare Elektronik. Dünnschichttechnologien und Textilmaterialien, so ein weiterer Trend, werden völlig neue Funktionen nicht nur an der Bekleidung ermöglichen. Chancen und Risiken der heute schon bundesweit 60.000 Arbeitsplätze in 960 Unternehmen bindenden Nanotechnologie stehen auf dem Zeulenrodaer Oberflächengipfel ebenso im Mittelpunkt wie Oberflächenschutzsysteme mit selbstheilenden Eigenschaften.

Auf der Veranstaltung sollen Praktiker wie Forscher Impulsinformationen für marktrelevante Entwicklungstrends erhalten. „Wir wollen auf diese Weise den zumeist zu lange dauernden Transferprozess in die Produktion verkürzen“, beschreibt INNOVENT-Geschäftsführer Dr. Bernd Grünler seine Erwartungshaltung. Seine auf Oberflächen und Biomaterialien spezialisierte Forschungseinrichtung am Hochtechnologiestandort Jena koordiniert die Zusammenkunft.

Media Contact

Andrea Gerlach idw

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