Nano-Kabel mit Isolierung

Neues Komposit-Material: Elektrisch leitfähige

Polypyrrol-Nanofasern in einer Silikat-Matrix

Elektronische Bauteile werden immer kleiner. Die nächste Generation optoelektronischer Bauteile wird nanoskopische Dimensionen erreichen. Dazu braucht die Technik natürlich auch „Verkabelungen“ auf dieser Größenskala. Gewöhnliche Metalldrähte sind hier nicht mehr geeignet. Statt dessen sind unter anderem elektrisch leitfähige Polymere ins Zentrum des Interesses gerückt. Wissenschaftler von der Universität Tokio haben eine neue Methode entwickelt, um solche winzigen Drähte aus Polypyrrol herzustellen – und das gleich inklusive der für ein Kabel nötigen isolierenden Ummantelung.

Die grundsätzliche Idee des japanischen Teams um Takuzo Aida, parallel angeordnete nanoskopische Kanäle bestimmter Silikat-Materialien als eine Art Matrize für die Nanodrähte zu verwenden, ist an sich nicht völlig neu. Die bisherigen Versuche, diese Kanälchen mit monomeren Bausteinen zu „stopfen“ und zur Polymerisation zu bringen, lieferten zwar interessante Ergebnisse, brachten bisher aber noch nicht den durchschlagenden Erfolg. Aida und sein Team wandelten diese Methode daher ab. Statt die Pyrrol-Monomere in bereits bestehende Kanäle zu füllen, erzeugen sie die Kanäle direkt in Gegewart der „Füllung“.

Dazu wird eine Lösung hergestellt, die das Ausgangsmaterial für das Silikat sowie die Bausteine, aus denen später das Polypyrrol gebildet werden soll, enthält. Damit alles klappt, müssen diese Bausteine aber noch eine Zusatzausrüstung mitbringen: Sie müssen die Eigenschaften eines Tensids aufweisen. Tenside sind oberflächenaktive Substanzen, die man beispielsweise aus Duschgels und Spülmitteln kennt. In wässriger Lösung bilden sie Mizellen. Wird nun ein dünner Film der Mischung auf einen Träger gezogen und getrocknet, bilden die Tensid-Pyrrol-Hybride lange, schlauchartige Mizellen, um die das Silikat herum kristallisiert. So entstehen lange, hexagonale Kanälchen in dem Silikatgerüst, die parallel zu einander angeordnet und durchgehend mit Tensid-Pyrrol-Bausteinen gefüllt sind. Nun bringen die Forscher die Pyrrol-Einheiten zur Polymerisation, die erstaunlich rasch und vollständig abläuft. Offenbar spielt bei dieser Reaktion der Einschluss in die Silikat-Kanäle eine wichtige Rolle.

„Ergebnis ist ein Komposit-Material aus langen, einzelnen Bündeln von Polypyrrolfasern, die in eine Silikat-Matrix eingebettet sind und gute elektronische Eigenschaften aufweisen,“ erklärt Aida. „Diese Kompositfilme können als Polypyrrol-Nanokabel mit einer Silikatummantelung als Isolierung angesehen werden.“

Kontakt: Prof. Dr. T. Aida
Department of Chemistry and Biochemistry
The University of Tokyo
7-3-1- Hongo
Bunkyo-ku
Tokyo 113-8656
Japan

Fax: (+81) 3-5841-7310

E-mail: aida@macro.t.u-tokyo.ac.jp

Angewandte Chemie Presseinformation Nr. 19/2003
Angew. Chem. 2003, 115 (19), 2204 – 2207

ANGEWANDTE CHEMIE
Postfach 101161
D-69451 Weinheim
Tel.: 06201/606 321
Fax: 06201/606 331
E-Mail: angewandte@wiley-vch.de

Media Contact

Dr. Renate Hoer idw

Weitere Informationen:

http://www.angewandte.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer