Projekt zur Visuellen Anthropologie an der Uni Kiel

1 Mio. DM von der Volkswagenstiftung für Institut in China

Mit einer Million DM unterstützt die Volkswagenstiftung den Aufbau eines Institutes für Visuelle
Anthropologie im chinesischen Kunming . Das Projekt wird von Prof. Gudula Linck geleitet, die an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel den Lehrstuhl für Sinologie inne hat.

Das East Asia Institute of Visual Anthropology in Kunming kombiniert als weltweit einzige Ausbildungs- und Forschungsstätte die praktisch-technische Ausbildung hinter der Kamera mit einer kulturwissenschaftlichen Analyse der filmischen Stoffe und Produkte. Die historische und kulturelle Prägung menschlichen Sehens fließen in einen Lehrplan ein, der sich der Entwicklung einer allgemeinen visuellen Anthropologie verschrieben hat. Das Projekt ist als wissenschaftliche „Entwicklungshilfe“ gedacht.

In der Provinz Yunnan, ganz im Südwesten des Riesenreiches gelegen, leben 26 Minderheiten unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Angehörigen dieser Minderheiten und interessierten jungen Han-Chinesen wird durch den Aufbau des Institutes in Kunming die Möglichkeit gegeben, Filme über die eigene Kultur herzustellen. Die Arbeit mit dem Medium Film enthält die Chance, jenseits der Worte nonverbale Komponenten wie Mimik, Gestik und Habitus zu analysieren sowie gleichzeitig das rein Visuelle zu hinterfragen und andere Weisen der Wahrnehmung – Gesamteindrücke, Stimmungen – zu untersuchen und selber anzuwenden.

Nachdem das Projekt bereits fast zwei Jahre lief, übernahm Gudula Linck in diesem Frühjahr die Leitung und konnte die Finanzierungszusage für die nun einsetzende, zweijährige Konsolidierungsphase erreichen. Nachdem die Zusage für den zweiten Projektabschnitt eingegangen ist, beginnen Ende September in Kunming die Auswahlgespräche für die Studienbewerber. Nach einer von Europa aus finanzierten Aufbauphase soll das Projekt in eine internationale Tagung zur visuellen Anthropologie münden, die die bisherigen Ergebnisse zusammenfasst und in Beziehung zur internationalen Forschung setzt. Danach wird das Projekt von den Chinesen in eigener Regie weitergeführt bzw. in die Universität Yunnan integriert.

Für die Studierenden der Sinologie in Kiel liefert der Einstieg ihrer Universität in das Projekt die Chance, sich intensiv mit dem Bereich Visuelle Anthropologie zu befassen, einem Forschungsgebiet, für das es deutschlandweit keinen einzigen Lehrstuhl gibt. Aus der Pilotphase des Projektes in Kunming stammt Yi Sicheng, der an der Uni Kiel ab dem Wintersemester Chinesisch unterrichtet. Der von ihm im Rahmen der Ausbildung am Institut für Visuelle Anthropologie entstandene Film („Ching, The Newspaperman“, 35 Min.) wurde ausgezeichnet und wird auf mehreren Filmfestivals gezeigt. So ist er auch im Oktober in Leipzig und im März nächsten Jahres in Paris auf den Dokumentarfilm-Festivals zu sehen.


Kontakt: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Prof. Dr. Gudula Linck, Tel.: (0431) 880-2247,
Fax: (0431) 880-1598, linck@sino.uni-kiel.de

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Susanne Schuck idw

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