Jenaer Persönlichkeitskonferenz: Genies denken im Energiesparmodus


Von der 11. Europäischen Konferenz zur Persönlichkeit an der Universität Jena

Weniger ist oft mehr. Diese Erkenntnis gilt auch für die Aktivierung unseres Gehirns beim Lösen von Denkaufgaben. Auf der 11. Europäischen Konferenz zur Persönlichkeit an der Universität Jena stellte der Grazer Psychologieprofessor Aljoscha Neubauer seine Forschungsergebnisse zur Aktivierung des Gehirns beim Lösen von Problemen vor.

Auf der Suche nach biologischen Erklärungen von Intelligenzunterschieden zwischen Menschen untersuchte Neubauer mit aufwendigen Verfahren die Gehirnaktivität. Mittels bildgebender Verfahren (EEG) konnte in einer Reihe von Studien gezeigt werden, dass intelligentere Menschen bei der Bearbeitung zum Beispiel von Rechenaufgaben ihr Gehirn insgesamt weniger aktivieren müssen als weniger Begabte. Denn sie sind in der Lage, nur die Teile des Gehirns zu verwenden, die für die jeweilige Aufgabenstellung wirklich gebraucht werden. Dies ermöglicht den geistig Leistungsfähigeren eine bessere Nutzung der Energieressourcen des Gehirns. Dieses Phänomen wird auch als „Neurale Effizienz“ bezeichnet.

Aktuell geht Neubauers Arbeitsgruppe der Frage nach, ob sich Neurale Effizienz auch in Abhängigkeit von der Schwierigkeit der Aufgabe verändert. Zudem haben die Neuropsychologen die Gehirnaktivierung von Männern und Frauen verglichen. Ein überraschendes Ergebnis: Nur klügere und weniger kluge Männer unterschieden sich wie erwartet in ihrer Gehirnaktivierung. Bei den Frauen, die im Schnitt gleich intelligent wie die Männer waren, konnten zwischen den klügeren und ihren weniger klugen Geschlechtsgenossinnen kaum Unterschiede im Ausmaß der Gehirnaktivierung beobachtet werden.

Die Frage nach den biologischen Grundlagen der menschlichen Intelligenz kann somit vorläufig nur für das männliche Geschlecht beantwortet werden. Was aber intelligente von weniger intelligenten Frauengehirnen unterscheidet, muss in zukünftigen Arbeiten – auch unter Verwendung anderer physiologischer Messmethoden – geklärt werden. Neubauer wies darauf hin, dass die biologischen Mechanismen der Intelligenz bei Frauen anders sein könnten als bei Männern. „Dies scheint plausibel, wissen wir doch, dass die Gehirne von Frauen und die von Männern auch anatomisch unterschiedlich sind und sich in ihrer Größe, in der Anzahl der Nervenzellen sowie der Art ihrer Verschaltung unterscheiden“, schloss Neubauer.

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Axel Burchardt idw

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