H2O/IP nutzt Wasser zur Datenübertragung

Beim H2O Internet Protocol werden die Daten in Wassertropfen codiert

Viskose Eigenschaften als Speichermerkmal

Ein neues Protokoll zur Datenübertragung namens H2O/IP entwickelt derzeit der IT-Künstler Jonah Brucker-Cohen. Er forscht am MIT Media Lab Europe in Dublin und hat schon verschiedene digitale Kunstprojekte realisiert, die auf das Internet als Vernetzungsmedium setzen. Das Besondere an H2O/IP ist die zur Datenübertragung genutzte organische Trägersubstanz: Wasser.

Nach Angaben von Cohen funktioniert H2O/IP ähnlich wie TCP/IP, nutzt aber die viskosen Eigenschaften von H2O (Wasser), die in den herkömmlichen, paketorientierten Netzen nicht gegeben sind. Insbesondere Flüssigkeit, unterschiedliche Temperaturen, variable Aggregatzustände, Unterschiede in der Dichte je nach Zustand sowie Oberflächenspannung sind Eigenschaften, die bei elektronischer Datenübertragung nicht vorhanden sein können und so auch nicht als Informationsträger genutzt werden können.

Das H2O/Internet-Protocol basiert auf einem OSI-Modell (Open Systems Interconnection) und besteht nach Cohens Entwurf aus vier wesentlichen Teilen: Den eigens hergestellten Hardware-Schnittstellen, den Codierungs/Decodierungs-Einheiten, den Verbindungseinrichtungen, welche die übertragenen Informationen zu den Kommunikations-Interfaces weiterleiten und schließlich den Applikationen, die das Anschließen unbegrenzter Input/Output-Mechanismen ermöglichen.

Auch eine Prototyp-Anwendung hat der Entwickler schon gebaut und im Media Lab Europe, dem ehemaligen Hopfenlager der Guinness Brauerei in Dublin, errichtet. Die „StreamingMedia“ genannte „Daten-Skulptur“ besteht aus zwei Computern, die in unterschiedlicher Höhe installiert sind. Jener im ersten Obergeschoß macht Fotos und schickt die Daten der geschossenen Bilder in Form modulierter Wassertropfen an den im Erdgeschoß situierten Rechner. „Das Projekt versucht zu demonstrieren, wie digitale Information in organische Form codiert und decodiert werden kann, um physische Netzwerke zwischen digitalen Geräten zu etablieren“, schreibt Brucker-Cohen auf seiner Projekt-Website.

Der „obere“ Computer ist mit einem LCD-Schirm und einer am USB-Port angeschlossenen Kamera ausgerüstet. Nähert sich eine Person der Installation, sieht sie auf dem Schirm ihr eigenes, von der Kamera aufgenommenes Bild. Nach entsprechendem Knopfdruck wird ein Standbild geschossen. Da die Datenübertragung noch nicht besonders effektiv ist, werden die Fotos vor Übertragung an den ein Stockwerk tiefer aufgestellten Rechner in ein 16-mal-16-Pixel-Graustufen-Bild verwandelt. Zur Demonstration der reinen Funktionstüchtigkeit ist dies aber ausreichend. Das konvertierte „Bild“ wird Pixel für Pixel analysiert, anschließend beginnt das System einen Wasserhahn so zu steuern, dass die Graustufenwerte jedes einzelnen Pixels in Form bestimmter Wassertropfen-Muster „gemorst“ werden.

Die aufgrund der Schwerkraft nach unten fallenden Wassertropfen werden in der darunter liegenden Etage von einem Trichter aufgefangen. Am unteren Ausgang des Trichters ist ein Infrarot-Sensor angebracht, der die vorbeifallenden Tropfen analysiert. Die so gewonnen Daten werden vom angeschlossenen Computer ausgewertet, ein ebenfalls angebundener Videoprojektor projiziert schließlich das Graustufen-„Bild“ auf eine vom oberen Geschoß sichtbare Projektionsfläche.

Gegenüber pressetext.europe hat Brucker-Cohen angekündigt, bald einen Request for Comments (RFC) zu veröffentlichen. Ebenso sollen die H2O/IP-Spezifikationen auf der Projekt-Site online gestellt werden. Dann wird die interessierte Fachwelt beurteilen können, ob seine Entwicklung mit elementaren Fortschritten wie sie etwa mit RFC 1149 erreicht wurden, mithalten, oder lediglich zur Beschäftigung für ungenutzte Rechenkapazitäten humanoider CPUs dienen kann.

Media Contact

Daniel A. J. Sokolov pressetext.austria

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