Vielfalt beeinflusst Solidarität

Menschen in ethnisch vielfältigen Regionen vertrauen einander weniger und verhalten sich weniger solidarisch. Das haben Forscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) mit Hilfe eines Experiments in Berlin herausgefunden. Das Experiment ist Teil des Forschungsprojekts „Ethnische Diversität, soziales Vertrauen und Zivilengagement“ am WZB.

2.000 adressierte und frankierte Briefe wurden dafür auf Gehwegen in Berliner Kiezen verteilt, so als habe sie jemand verloren. Wie viele würden von Passanten in den Briefkasten gesteckt werden und dadurch die Zieladresse erreichen? Briefe mit jeweils fiktiven Absendern eines islamischen und eines türkischen Kulturvereins waren an einen Empfänger mit türkischem Namen adressiert, die Briefe einer christlichen und einer neutralen Stiftung an einen Empfänger mit deutschem Namen.

Das Ergebnis: Fast zwei Drittel der Briefe wurden weitergeleitet. Allerdings erreichten Briefe aus ethnisch heterogenen Stadtteilen wie Tiergarten oder Wedding seltener ihren Empfänger, ebenso Briefe aus Stadtteilen mit einem hohen Anteil ärmerer Bevölkerung wie in Kreuzberg oder im Märkischen Viertel. Im Westteil landeten insgesamt mehr Briefe im Briefkasten als im Ostteil. Kulturelle Unterschiede zeigten sich nicht. Es wurden alle Briefe gleichmäßig weitergeleitet, unabhängig davon, von welchem Adressaten sie stammten oder an welchen Empfänger sie gingen. Eine Ausnahme gab es im Osten Berlins: Hier wurden Briefe mit dem Absender des islamischen Kulturvereins seltener weitergeleitet.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass ethnische Heterogenität und eine schlechtere soziale Lage solidarisches Verhalten einschränken. Der hohe Prozentsatz der weitergeleiteten Briefe zeigt aber, dass die Gemeinschaft im Großen und Ganzen dennoch funktioniert.

Link zum Artikel in den WZB-Mitteilungen (PDF) http://www.wzb.eu/sites/default/files/publikationen/wzb_mitteilungen/wm135.9-12.pdf

Das Forschungsprojekt der WZB-Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wurde, umfasst neben experimentellen Feldversuchen auch Telefoninterviews mit über 10.000 Befragten und qualitative Fallstudien an Grundschulen. Die Projektergebnisse werden im aktuellen Heft der Vierteljahreszeitschrift WZB-Mitteilungen (PDF) http://www.wzb.eu/sites/default/files/publikationen/wzb_mitteilungen/wm135.9-12.pdf dargestellt.

Link zur Pressemitteilung über das Forschungsprojekt http://www.wzb.eu/sites/default/files/publikationen/wzb_mitteilungen/wm135.gesamt.pdf

Pressekontakt

Kerstin Schneider
Referat Information und Kommunikation
fon: 030 254 915 06
kerstin.schneider@wzb.eu
Claudia Roth
Referat Information und Kommunikation
fon: 030 254 915 17
claudia.roth@wzb.eu

Media Contact

Dr. Paul Stoop idw

Weitere Informationen:

http://www.wzb.eu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften

Der neueste Stand empirischer und theoretischer Erkenntnisse über Struktur und Funktion sozialer Verflechtungen von Institutionen und Systemen als auch deren Wechselwirkung mit den Verhaltensprozessen einzelner Individuen.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Demografische Entwicklung, Familie und Beruf, Altersforschung, Konfliktforschung, Generationsstudien und kriminologische Forschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer