Klimatologen bohren Nordpol-Boden an

200 internationale Forscher suchen im Arktisboden nach Lösungen des Klimarätsels

Das erste Mal in der Geschichte der Geologie wollen Forscher in den Arktisboden bohren, um Hinweise auf Klimadaten in der Erdgeschichte zu finden. Anfang August werden die 200 Wissenschaftler mit einem russischen Eisbrecher und einem Forschungsschiff den gefährlichen Weg zum Nordpol einschlagen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature. Bisher ist es noch nie gelungen den Meeresgrund der Arktis anzubohren.

Rund 250 Kilometer vom Nordpol entfernt wird der ehemalige russische Eisbrecher Sovetskij Sojuz den Weg durch das ewige Eis für den Konvoi der Forschungsschiffe schaffen. Das Bohrschiff Vidar Viking wird dann die Gesteinsproben aus dem Ozeanboden holen. Insgesamt wollen die Wissenschaftler 1.500 Metern in den Meeresboden bohren. Das gesamte Unterfangen wird sehr gefährlich und schwierig, da die Wetterlage unberechenbar ist, und die Bewegungen vom Bohrkern nur maximal 50 Meter betragen dürfen, damit das Bohrgestänge nicht beschädigt wird.

Das gesamte Projekt wird aus der Luft mit Hilfe von Helikoptern überwacht, die auch die Bewegungen der Eisschollen mitverfolgen. Bei schlechter Sicht wird ein Signalfeuer auf den Schollen errichtet, das über Satelliten gesteuert wird. So kann die Sicherheit des Teams und der Ausrüstung gewährleistet werden. Das Ziel der Forscher ist das 1.500 Kilometer lange unterseeische Lomonosov-Gebirge, das sich vom Grund des Meeres bis 3.000 Meter erhebt. „Wir haben exakt 35 Tage Zeit um die Arbeit dort durchzuführen und dann wieder zurückzufahren“, so Alister Skinner, Forscher der British Geological Survey in Edinburgh. Ein paar Tage danach wird dort oben wieder der Winter hereinbrechen und das gesamte Team könnte dann eingeschlossen werden.

Am Grunde des Meeres suchen die Wissenschaftler nach dem fehlenden Glied in der Geschichte der Klimaaufzeichnungen der Erde. Denn anhand der Gesteinsmaterialien lassen sich Rückschlüsse auf Temperatur und atmosphärische Bedingungen ziehen. Eine Analyse der Sedimente wird jene fehlenden Daten liefern, die Forscher von anderen Teilen der Erde bereits haben. Die Daten der Arktis haben aber darüber hinaus noch mehr Bedeutung für die Forscher, da diese Region klimabestimmend für die nördliche Hemisphäre ist. Das arktische Eis reflektiert einen Teil der Sonnenstrahlung zurück, das bedeutet, dass es wesentlich für die Kühlung des Planeten ist. „Es ist sehr schwierig das Modell einer Klimaänderung zu erklären, wenn Daten der schwimmenden Eisdecke fehlen“, so Forschungsleiter Jan Beckman von der Stockholm University. Das zehn-Mio.-Dollar-Projekt wird von 15 europäischen Staaten mitfinanziert.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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