Roboter und Mensch arbeiten Hand in Hand

Symplexity heißt ein neues Verbundprojekt, das seit Beginn des Jahres unter Koordination der Fraunhofer Gesellschaft und Beteiligung der Hochschule Aalen mit EU-Fördermitteln läuft. 15 Partner aus sechs Ländern, darunter Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen, sind an dem vierjährigen Projekt beteiligt, das mit rund 7 Millionen Euro gefördert wird. Projektverantwortlich auf Seiten der Hochschule Aalen sind Prof. Dr. Rainer Börret und Dr. Marco Speich vom Zentrum für Optische Technologien (ZOT).

Für das aktuelle EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 stehen zwischen den Jahren 2014 und 2020 rund 80 Milliarden Euro an öffentlichen Fördermitteln zur Verfügung. Programmziel ist die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Europas durch Förderung von Aktivitäten, die zur Entwicklung innovativer Methoden, Verfahren und Produkte beitragen. Genau das ist auch das Ziel des neuen Projektes Symplexity, das sich in der Förderlinie „Fabriken der Zukunft“ durchsetzen konnte.
Bisher mussten Oberflächen von Werkstücken mit komplexer Geometrie am Ende von Produktionsprozessen häufig mit hohem Aufwand manuell nachbearbeitet werden. Dies erfordert nicht nur hohes manuelles Geschick sondern auch jahrzehntelange Erfahrung. Robotergestützte Verfahren sind zwar in der Lage, diese Tätigkeiten mit hoher Reproduzierbarkeit durchzuführen, haben aber den Nachteil, dass sie relativ unflexibel die ihnen zugeteilten Aufgaben abarbeiten. Was also der erfahrene Handpolierer mit viel Gefühl für den Prozess leistet, kann bisher mit dem Roboter nicht so ohne weiteres abgebildet werden.

Symplexity versucht nun die Vorteile der beiden Welten zu verbinden, indem in einem teilautomatisierten Prozess der Roboter von der Erfahrung des Handpolierers lernt und der Handpolierer gleichzeitig durch den Roboter von der körperlichen Arbeit entlastet wird. Darüber hinaus soll der Arbeitsschutz in direkter Roboterumgebung gewährleistet werden.

Das Zentrum für Optische Technologien der Hochschule Aalen übernimmt im Projekt die Aufgabe, den sogenannten Fluid Jet Polierprozess weiterzuentwickeln. Dabei werden Oberflächen mithilfe eines durch den Roboter bewegten feinen Flüssigkeitsstrahl bearbeitet. Eine mögliche Weiterentwicklung wäre zum Beispiel, es dem Handpolierer zu ermöglichen, am gleichen Werkstück parallel zum Fluid Jet Polieren zu arbeiten. Zusätzlich könnte das Fluid Jet Polieren als Folgeprozess für andere im Projekt entwickelte Verfahren verbessert werden.

Professor Börret zeigt sich begeistert: „Vor zwei Jahren haben wir schon einmal ohne Erfolg versucht, EU-Fördermittel einzuwerben. In der Zwischenzeit konnte unser Konzept weiter optimiert werden, sodass wir uns diesmal gegen andere Konkurrenten durchsetzen konnten. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem In- und Ausland und erhoffe mir dadurch neue Impulse für meine Forschungsaktivitäten am ZOT, die auch in Lehre und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingehen sollen.“ Die Anwendungsmöglichkeiten des neuen Verfahrens sind sehr vielfältig und reichen von der Medizintechnik über die Automobilbranche bis hin zur Weltraumtechnik. Ein Beirat mit Mitgliedern aus weltweit führenden Unternehmen soll sicherstellen, dass die neuen Verfahren und Technologien rasch in den Markt eingeführt werden.

Rektor Prof. Dr. Gerhard Schneider betont: „Im Bereich der Forschung sind wir regional sowie auf Landes- und Bundesebene zwischenzeitlich sehr gut vernetzt. Einen gewissen Nachholbedarf haben wir hingegen auf internationaler Ebene. Daher ist für uns die Teilnahme an EU-Programmen besonders wichtig, die unsere internationalen Kontakte verbessern.“

http://www.htw-aalen.de/zot

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Monika Theiss idw - Informationsdienst Wissenschaft

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