Einfach exzellent: Erstes EXIST-Forschungstransfer-Projekt an Hochschule Bremen

Es ist verblüffend leicht zu handhaben und arbeitet mit höchster Präzision. So ergab sich der Name des neuen optischen Messsystems fast von allein. „EasyPrecision“ haben die Professoren Friedrich Fleischmann und Thomas Henning von der Hochschule Bremen ihre Entwicklung genannt. Mit ihrer Arbeit haben sie den Grundstein für ein Projekt der besonderen Art gelegt und der Hochschule ihr erstes EXIST-Forschungstransferprojekt beschert.

Gefördert durch das vom Europäischen Sozialfonds kofinanzierte EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) können drei junge Wissenschaftler das Produkt nun weiterentwickeln und auf den Markt bringen. Möglich wurde das durch die Unterstützung der Bremer Patent- und Vermarktungsagentur InnoWi GmbH, die wesentliche Vor- und Zuarbeiten für die Realisierung des Vorhabens geleistet hat. In den zwei EXIST-Programm-Förderlinien „Gründerstipendium“ und „Forschungstransfer“ hat letztere Exzellenzcharakter. Die Auswahlkriterien sind sehr hart, und nur wenige Antragsteller dürfen sich über eine Bewilligung freuen. Darunter nun das „EasyPrecision“-Team, dem der EXIST-Brief aus Berlin nun 368.000 Euro verheißt.

Messgerät höchst einfach zu handhaben und auch für KMU erschwinglich
Das neue System misst im Nanometer-Bereich, also in der Größenordnung von Millionstel Millimetern, und es ist vielfältig einzusetzen. Formen und Eigenschaften optischer Komponenten wie Objektive, Spiegel und Linsen für Anlagen der Laserbearbeitung oder für medizinische Geräte lassen sich damit prüfen. Das optische Messsystem hat drei Linearmotoren und eine hochauflösende Industriekamera, als Lichtquelle dienen Laser oder eine LED. Ihr weißes Licht kann mit Farbfiltern an die speziellen Messanforderungen der Kunden angepasst werden. Herz des Systems ist eine ausgeklügelte Software zur Auswertung der Messdaten. Der relativ einfache Aufbau des optischen Messgerätes wirkt sich auf die Stabilität, auf die Handhabung und auf den Preis aus. Es ist recht robust, höchst einfach zu bedienen und vergleichsweise kostengünstig.
US-amerikanisches Patent erteilt
2007 stellten die beiden Professoren ihre erste arbeitsfähige Anordnung her und begannen mit der Suche nach Entwicklungspartnern beim Ingenieurnachwuchs an der Hochschule Bremen. Wegen einer möglichen Vermarktung des hoffnungsvollen Systems wandten sie sich an die InnoWi. „Von den Innovationsmanagern dort haben wir dann entscheidende Impulse bekommen und eine hervorragende Unterstützung“, sagt Prof. Dr.-Ing. Friedrich Fleischmann. Die InnoWi begleitete die Erfinder dann bei Patentanmeldungen und Anträgen, beriet sie, erstellte Analysen und bewertete die Marktfähigkeit des Gerätes. Inzwischen wurde das US-amerikanische Patent erteilt, und auf das deutsche soll auch nicht mehr lange zu warten sein.

„Interessant ist das System für Unternehmen mit großer Produktpalette, die Prototypen und kleine Stückzahlen fertigen sowie für die Hersteller von Sonderoptiken“, sagt Dr. Olaf Klatt von der InnoWi. Das seien zumeist klein- und mittelständische Unternehmen. Gemeinsam mit InnoWi-Geschäftsführerin Dr. Lieselotte Riegger begleitet der Physiker und Patentreferent das Vorhaben. „Wir arbeiten in Hunderten Projekten, und das zumeist im Hintergrund “, sagt Riegger. „An ‚EasyPrecision‘ sehen wir erneut, wie sinnvoll unser Einsatz ist. Von der Innovation im Forschungslabor bis auf den Markt ist es doch ein recht weiter und komplizierter Weg, an dem man ohne professionelle Begleitung leicht scheitern kann.“

Drei engagierte Jungunternehmer am Start
Ufuk Ceyhan, M. Sc., und Dipl.-Ing. Matthias Eichmann sowie Dipl.-Ing. David Hilbig, M. SC., das sind die drei Nachwuchsingenieure und Jungunternehmer, die die Experten-Jury am Ende mit ihrer Kompetenz überzeugt haben. Auch mit ihrem Business-Plan. Das Trio kann nun mithilfe der EXIST-Förderung sein erstes Produkt „EasyPrecision“ zur Marktreife entwickeln. Chef der Unternehmung ist Ceyhan. Der angehende Dr.-Ing. – er promoviert gerade an der Jacobs University, die als Kooperationspartnerin in dem Projekt aktiv ist – hat bereits vielfältige Erfahrungen im Bereich der optischen Messtechnik und hat schon an preisgekürten Vorhaben der Hochschule mitgewirkt. Zudem bringt er von Haus aus Unternehmerdenken mit. Im Rücken haben die Drei bei ihrer Existenzgründung auch immer noch die Hochschule Bremen und die InnoWi.
Expertenjury überzeugt von Sache und unternehmerischem Geist des Gründerteams
Groß war natürlich auch die Freude im Rektorat der Hochschule Bremen. „Dieser schöne Erfolg zeigt doch einmal wieder das Engagement, den Forscherdrang und das innovative Potenzial unserer Wissenschaftler und unseres Fachkräfte-Nachwuchses“, sagte Prof. Dr. Ing. Uta Bohnebeck, Konrektorin für Forschung an der Hochschule Bremen beim Besuch im Hochschullabor. Selbst Ingenieurin, ließ sie sich das System bis ins Detail erklären. Projekte wie diese würden das Ansehen der Hochschulen in der Forschungslandschaft und auch in der Öffentlichkeit weiter stärken, meint sie. Ein EXIST-Forschungstransfer-Projekt betrachte die Hochschule Bremen daher als eine ganz besondere Auszeichnung und als Bestätigung ihrer Arbeit. „Praxisbezug und Transfer sehen wir als eine unserer herausragenden Qualitäten an.“

„Es freut mich sehr, dass auch wieder ein Forscherteam aus einer Fachhochschule die Jury überzeugen konnte. Und zudem noch ein Vorhaben aus dem Land Bremen, das jetzt mit drei Projekten vertreten ist.“, sagt Dietrich Hoffmann, Fachbereichsleiter Unternehmensgründung beim Projektträger Jülich, der die EXIST-Programme umsetzt. „EXIST-Förderungen für Fachhochschulen zählen eher zu den Ausnahmen“, ergänzt er. Bei diesem Projekt, so Hoffmann, habe nicht nur die Sache überzeugt, sondern die Jury sei auch von dem unternehmerischen Geist des Gründerteams beeindruckt gewesen.

Fachhochschulen im EXIST-Programm „Forschungstransfer“ nur sehr selten vertreten
Die große Bedeutung des Erfolges belegt die Statistik des EXIST-Programms: Nur 4 Fachhochschulen konnten 2011 in das EXIST-Forschungstransfer-Programm aufgenommen werden. Im Vergleich: 18 Universitäten und 6 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen erhielten in dem Jahr positive Bescheide. Laut Projektträger Jülich wird in Kürze das 100. Vorhaben seit Start des Programms „EXIST Forschungstransfer“ im November 2007 bewilligt. Universitäten sind dabei mit 73 Prozent, Fachhochschulen mit 7 Prozent und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit 20 Prozent vertreten.
Beim EXIST-Gründerstipendium ist der Anteil von Fachhochschulen mit 21 Prozent deutlich höher, aber durchaus weiter steigerungsfähig. Diese Bewertung gilt auch für den Anteil des Landes Bremen, das bislang mit 15 Vorhaben beim EXIST-Gründerstipendium vertreten ist. Insgesamt haben seit 2007 bundesweit 780 Gründerteams eine Förderung über das EXIST-Gründerstipendium erhalten.

(Text: Sabine Nollmann)

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