Tödliche Tumoretiketten

Franziska-Kolb-Preis für Leukämieforschung 2003

Der seit 1994 von der Universität Ulm jährlich vergebene Franziska-Kolb-Preis für Leukämieforschung wird in diesem Jahr (4.7.2003) an Dr. med. Helmut Salih von der Medizinischen Klinik II und Dr. rer. nat. Alexander Steinle vom Interfakultären Institut für Zellbiologie/Abteilung Immunologie der Universität Tübingen verliehen. Die Wissesnschaftler erhalten diese mit insgesamt 4.000 € dotierte Auszeichnung für ihre Arbeiten über Eiweiß-Moleküle, die dem Immunsystem als Erkennungsmerkmale für Krebszellen dienen.

Die Preisträger begründeten bei mehrjährigen Forschungsaufenthalten in den USA eine enge Kooperation zwischen klinischer und grundlagenorientierter immunologischer Krebsforschung, um den molekularen Grundlagen der Immunabwehr von Tumoren nachzugehen. Bisher ist umstritten, inwieweit das körpereigene Immunsystem in der Lage ist, uns vor Tumorzellen zu schützen, denn dazu müßte es diese Tumorzellen von normalen Körperzellen unterscheiden können. Die kürzliche Entdeckung der sogenannten MIC- und ULBP-Moleküle, die auf Tumorzellen, nicht aber auf gesunden Körperzellen anzutreffen sind, zeigt nun eine Möglichkeit hierfür auf. Werden Tumorzellen mittels dieser molekularen »Tumoretiketten« von der Immunabwehr erkannt, führt dies zu ihrer Zerstörung.

Steinle und Salih konnten nach Herstellung von monoklonalen Antikörpern zum Nachweis der MIC- und ULBP-Moleküle zeigen, daß viele Leukämiezellen diese Tumoretiketten tragen und infolgedessen von den Killerzellen der Immunabwehr identifiziert und vernichtet werden. Sie konnten jedoch auch nachweisen, daß Tumorzellen gegebenenfalls diese Etiketten abwerfen und so der Erkennung durch Killerzellen entgehen (veröffentlicht in »Blood«, 24. 4.2003). Derzeit arbeiten die beiden Forscher gemeinsam daran, den Nachweis dieser immunologischen Tumormarker im Blut für die Früherkennung und Prognose von Krebserkrankungen zu nutzen. Auch gehen sie den molekularen Details des Abwurfs der Tumoretiketten nach mit dem Ziel, Wege zu finden, wie dieser Abwurf verhindert werden kann, um das Feindbild Krebszelle für das Immunsystem optimal zu konturieren.

Media Contact

Universität Ulm

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer