Zwei neue geophagine Buntbarscharten entdeckt und beschrieben

Apistogramma wolli sp. n. im Aquarium fotographiert (© Römer et al. 2015). Im Vordergrund ist das Weibchen zu sehen, welches eine Gruppe des Nachwuchses führt. Im Hintergrund der Bruthöhle steht das deutlich größere Männchen. Beide zeigen entsprechend Stimmung und Rang hier eine dominante Färbung.

Eine internationale Forschergruppe um die deutschen Wissenschaftler Uwe Römer und Ingo Hahn veröffentlichte nun im Journal Vertebrate Zoology die beiden Neubeschreibungen mit Ergebnissen zur Taxonomie, geographischen Verbreitung und Geoökologie. Apistogramma fenocat sp. n. und Apistogramma wolli sp. n. wurden die beiden neuen Fischarten benannt.

Der Zusatz sp. n. (species nova), der aus dem Lateinischen kommend „neue Art“ bedeutet und eine Erstbeschreibung kennzeichnet, ist in solchen Publikationen stets zu forderst anzugeben. „Beide Arten sind sehr farbenprächtig und unterscheiden sich deutlich durch mehrere Körpermerkmale und Lebensweisen von einer verwandten dritten Art (Apistogramma payaminonis)“, so Prof. Dr. Ingo Hahn von der Hochschule München.

Apistogramma wolli etwa zeigt große Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen. Neben der reinen Körpergröße betrifft dies auch Färbung einzelner Körperpartien und die Ausdehnung schwarzer Streifen bzw. Flecken. Gemeinsam haben sie unter anderem je einen dunklen Fleck auf der Körperseite und an der Schwanzwurzel.

Der natürliche Lebensraum der Art sind einige Regenwaldbäche mit Schwarzwasser (schwarz durch Huminstoffe) im Grenzgebiet von Peru und Ekuador. Die Fische nutzen Laub und Treibholz als Deckung, um auf dem sandigen Bachbett nicht gesehen zu werden. Das Schwarzwasser hat dort eine Temperatur von ca. 20-25°C, einen leicht sauren pH-Wert von etwa 6 und eine geringe Leitfähigkeit von nur 40-60 yS/cm.

Weil Apistogramma fenocat von Zuflüssen des Rio Tigre stammt, wurde der Name in Anlehnung an die „Federation of the Native Communities of the Tigre“ (FECONAT) vergeben. Diese ist bestrebt, den dortigen Naturraum und die Stammesgebiete der lokalen Bevölkerung zu erhalten – und sie vor einigen negativen Einflüssen der modernen Gesellschaft zu schützen.

FECONATs Prioritäten reflektieren das moderne Konzept der Nachhaltigkeit in der Landnutzung: die Ausbeutung natürlicher Ressourcen – sowohl nachwachsend als auch fossil – sollte nicht auf zerstörerisch-invasive Art erfolgen, sondern mit einem Schwerpunkt auf Erneuerbarkeit und Fairness im Handel, etwa um die wirtschaftlichen und ökologischen Interessen der Lokalbevölkerung zu wahren. Apistogramma fenocat zeigt ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern, wobei die Männchen eine violette Rückenflosse und einen zweiten Seitenfleck zeigen.

Geoökologische und biologische Details zu dieser Art sind allerdings bisher nur begrenzt vorhanden. Und weil die Art aus einer Region Perus stammt, die kürzlich als nationales Katastrophengebiet deklariert wurde, werden dringend weitere Freilanddaten benötigt, um beurteilen zu können, ob sie aufgrund der lokalen Umweltveränderungen in ihrem Fortbestand gefährdet ist.

Speziell großflächige Goldschürfaktivitäten und Erdölbohrungen gefährden die beschriebenen Zwergbuntbarsche potentiell, denn es konnte bereits nachgewiesen werde, dass die Fischarten der Gattung Apistogramma extrem sensibel gegenüber wasserchemischen Veränderungen sind. Daher ergeben sich bereits mit der Erstbeschreibung zwei Konsequenzen: erstens das Listen als potentiell gefährdete Arten sowie zweitens die genauere Erforschung von Lebensraum und Verbreitung dieser Fischspezies.

nach: Römer, U., D.P. Soares, C.R. García Dávila, F. Duponchelle, J.-F. Renno & I. Hahn (2015): Re-description of Apistogramma payaminonis Kullander, 1986, with descriptions of two new cichlid species of the genus Apistogramma (Teleostei, Perciformes, Geophaginae) from northern Peru. Vertebrate Zoology 65(3): 287-314.

Kontakt: Prof. Dr. Ingo Hahn, Fakultät für Geoinformation, Hochschule München, Karlstr. 6, 80333 München, ingo.hahn@hm.edu, Tel.: +49 (0)89 1265-2659

http://Der Originalbeitrag ist einzusehen unter:
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Christina Kaufmann idw - Informationsdienst Wissenschaft

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