Dem Tumor den Atem nehmen: Manipulation des Sauerstofffühlers PHD2 als Ansatzpunkt für Therapien

Die Wissenschaftler um Professor Dörthe Katschinski an der Universitätsmedizin Göttingen wollen entschlüsseln, welche Moleküle sich therapeutisch eignen könnten, diese Anpassung zu unterbinden und damit gezielt das Tumorwachstum zu beeinflussen. Im Fokus ihres Interesses stehen dabei Enzyme, die als molekulare Sauerstofffühler aktiv sind – die Prolyl-4-Hydroxylase Domäne (PHD) Enzyme. Sie steuern die Reaktion der Zelle im Falle einer Sauerstoff-Unterversorgung.

In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt haben die Göttinger Mediziner überprüft, inwieweit eine Blockierung der PHD Enzyme das Tumorwachstum beeinflusst. Dazu stellten sie genetisch manipulierte Brustkrebszellen her, denen der Sauerstofffühler PHD2 weitgehend fehlt.

Interessanterweise konnte als Folge der verminderten PHD2-Menge in einem Zell-Modell für massiv wuchernden Brustkrebs ein deutlich gesteigertes Tumorwachstum beobachtet werden. In einem Modell für nicht-wuchernden Brustkrebs war das Tumorwachstum dagegen sogar gehemmt. Anhand eines RNA-Screens konnten die Wissenschaftler potenzielle Gene identifizieren, die für das PHD2-abhängige Tumorwachstum verantwortlich sein könnten.

In einer zweiten Projektphase wollen die Göttinger nun der Zusammenhang zwischen dem Sauerstofffühler PHD2, dem Tumorwachstum und den neu identifizierten Kandidatengenen weiter untersuchen. Ziel ist es, Ansatzpunkte für eine Therapie zu finden, die die Anpassung des Tumors an den Sauerstoffmangel aufhebt und damit das Tumorwachstum verhindert.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert die Fortsetzung dieses Forschungsprojekts mit über 90.000 Euro, nachdem bislang bereits über 150.000 Euro Fördermittel geflossen sind. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontakt:
Prof. Dr. Dörthe M. Katschinski, Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie
Tel. +49 (0551)/39-5896
E-Mail: katschinski@physiol.med.uni-goettignen.de

Media Contact

Sylvia Kloberdanz idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer