Temperatur-regulierter Abbau von Proteinen

Genetiker entwickeln Verfahren zur gezielten Steuerung von Genfunktionen

Proteine sind die hauptsächlich für die Gestalt und Funktion lebender Organismen verantwortlichen Bestandteile von Zellen. Die Zusammensetzung eines Proteins aus seinen Bausteinen, den Aminosäuren, wird durch die Sequenz der kodierenden Gene im Zellkern vorgegeben.

Nun sind manche Gene grundsätzlich von essentieller Bedeutung, andere nur in bestimmten Entwicklungsstadien oder Organen. Die genetische Forschung beschäftigt sich daher unter anderem mit den Fragen, wann, welches Gen für welche Funktion eines Organismus von Bedeutung ist.

Um dies untersuchen zu können, ist es erforderlich, die Funktion von Genen bzw. der von diesen kodierenden Proteinen gezielt zu bestimmten Zeitpunkten inaktivieren zu können. Eine Möglichkeit die Funktion eines Proteins gezielt zu beenden, ist es, dessen schnellen Abbau durch zelluläre Proteasen einzuleiten.

Einem Team aus Genetikern, die sich mit verschiedenen Organismen, wie einzelligen Pilzen (Hefen), Pflanzen oder Tieren beschäftigen, ist es nun gelungen, eine Methode zu entwickeln, die es erlaubt, ein Protein so zu verändern, das dessen Abbau zu einem gewünschten Zeitpunkt induziert werden kann.

Dazu wird das Protein mit einem Abbausignal versehen, das dessen Abbau erst ab einer bestimmten Temperatur (27°C) induziert. Bei Temperaturen wenige Grad darunter bleibt das Protein stabil und kann seine normale Funktion ausführen.

Die Arbeit beruht auf einer Zusammenarbeit der Kölner Genetiker mit den Pflanzenwissenschaftlern Dr. Nico Dissmeyer und Professor Dr. Arp Schnittger, die zuerst am Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln tätig waren (heute am Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle bzw. an der Universität Hamburg).

Koordiniert von Dr. Dissmeyer wurde das Temperatur-regulierte Abbausystem zunächst in der Bäckerhefe und in Pflanzen etabliert und dann in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern an der ETH in Zürich auch in der Fruchtfliege Drosophila angewendet.

Die Arbeiten zeigen, dass das System geeignet ist, die Funktion eines Proteins in vielzelligen Organismen dann gezielt zu steuern, wenn sich deren innere Temperatur durch Veränderung der äußeren in einem geeigneten Bereich einstellen lässt. Dieses gilt sowohl für Pflanzen als auch für wechselwarme Tiere. Das Verfahren kann sowohl für die genetische Grundlagenforschung als auch in biotechnologischen Verfahren z.B. bei der Produktion von Proteinen oder Wirkstoffen eingesetzt werden.

Artikel: http://www.nature.com/ncomms/2016/160721/ncomms12202/full/ncomms12202.html

Bei Rückfragen:
Professor Dr. Jürgen Dohmen
Email: j.dohmen@uni-koeln.de
Phone: +49-221-4704862
oder
Dr. Nico Dissmeyer
Email: nico.dissmeyer@ipb-halle.de
Phone: +49-435-5582 1710

Media Contact

Gabriele Rutzen idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-koeln.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer